Keine Frage: Am Samstagabend stellte sich schnell das alte „Wetten, dass“-Gefühl ein, das so viele Menschen schätzen. In den aktuell unsicheren Zeiten zieht das vielleicht umso mehr: Die Sendung als Reise in eine Zeit, in der alles irgendwie ruhiger und sicherer war. Retro-Bühnenkulisse, Retro-Gäste, Retro-Wetten. Das ist auch gut so, es hat für viele seine Berechtigung. Zehn Millionen Menschen schalteten ein. Ein wenig mehr Anpassung an die Gegenwart hätte man aber vor allem dem Talkmaster gewünscht.

Hier den Einsatz zur Anmoderation verpasst, nicht richtig beim Alter der Sängerin zugehört, gelegentlich etwas desorientiert. Geschenkt, auch ein Thomas Gottschalk altert, vielleicht fehlt ihm auch die Routine. Auf seine Sendungen bereite er sich eh nicht vor, sagt er. Das merkte man.

Doch bei aller Liebe zur Nostalgie: Etwas Veränderung und Feingefühl sollte auch einem Thomas Gottschalk zuzumuten sein. Das ist dann schon eine Frage des Respekts. Zunächst sprach er Nationalspielerin Giulia Gwinn durchgehend mit falschem Vornamen („Giuliana“) an, dann sagte er zur Leistung des Frauen-Teams: Bei der Europameisterschaft sei das richtig guter, ernstzunehmender Fußball gewesen. Man will ins Studio rufen: Ja, natürlich können die gut kicken, auch Frauen können Fußballprofis sein.

Bei solchen Sätzen möchte man heute in der Sofaritze verschwinden. Aber nicht, weil man – wie früher als Kind – müde wird, sondern weil es aus der Zeit gefallen ist. Fremdscham. Lieber „Thommy“, mach gern weiter einmal im Jahr die Sendung, aber lass die 90er Jahre in der Garderobe.