Hannover - Noch moderat, aber dennoch deutlich haben sechs Lehrerverbände aus Niedersachsen ihre Erwartungen an Kultusminister Grant Hendrik Tonne formuliert. In einem Schreiben, das am Mittwoch das Ministerium erreicht hat und der NWZ vorliegt, fordern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Schulleitungsverband Niedersachsen (SLVN), der Verband Sonderpädagogik, der Grundschulverband und der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte, geringere Unterrichtszeiten, eine bessere Bezahlung (Anhebung auf A13/E13, für Schulleitungen auf A14/E14) und eine zusätzliche Entlastung für Lehrer über 55 Jahre.

Mitte Dezember hatte Minister Tonne im Landtag deutlich gemacht, dass er der Gewerkschafts-Forderung, die Unterrichtsverpflichtung für Grundschullehrer von 28 auf 27 Wochenstunden zu reduzieren, nicht nachkommen werde. Tonne gab stattdessen zu verstehen, dass manche Grundschullehrer ihre Unterrichtszeit statistisch sogar leicht unterschritten. Er setze eher darauf, unterrichtsferne Tätigkeiten zu reduzieren, erklärte der SPD-Politiker.

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Auf die Arbeitszeit-Äußerungen des Ministers gehen die Verbände in ihrem Schreiben ebenfalls ein und stellen klar: „Eine ganze Berufsgruppe, nämlich die Kolleginnen und Kollegen in den Grundschulen, fühlt sich diskreditiert, wenn der oberste Dienstherr seinen Beschäftigten unterstellt, sie würden zu wenig arbeiten. Als unangemessen und als grobe Verletzung der Fürsorgepflicht nehmen die Beschäftigten Ihre Aussage wahr, die gerade in Zeiten eines eklatanten Fachkräftemangels weit über ihre eigene Belastungsgrenze hinaus dafür sorgen, dass eine auskömmliche Unterrichtsversorgung gewährleistet ist.“

Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen seien derzeit gezwungen, Abstriche bei der Qualität in Kauf zu nehmen, um ihre Arbeit überhaupt schaffen zu können. „Und genau das nehmen Lehrkräfte als höchst belastend wahr“, heißt es in dem Schreiben weiter, verbunden mit der klaren Ansage: „Wir nehmen Ihr Angebot eines Runden Tisches gerne an. Diese Gespräche müssen jedoch ohne jegliche Vorfestlegung Ihrerseits geführt werden. Die von Ihnen geplanten Streichlisten einiger Dokumentationspflichten können sicherlich in Teilen sinnvoll sein, ersetzen aber keinesfalls wirksame Entlastungsschritte.“

Minister Tonne zeigt sich unterdessen gesprächsbereit und teilt auf Nachfrage dieser Zeitung mit: „Wir arbeiten mit ganzer Kraft daran, einen Dreiklang aus besserer Bezahlung, Entlastung im Alltag und Verbesserungen bei der Arbeitszeit umzusetzen. Mir ist sehr daran gelegen, mit der GEW wie mit allen anderen Lehrerverbänden in 2019 weitere Verbesserungen zu erreichen.“ Erste Gespräche am Runden Tisch sollen noch in diesem Monat stattfinden.