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Taliban zehn Jahre nach Sturz: Alte Bedrohung in neuem Gewand
13.03.2012 10:50
Vor zehn Jahren stürzten US-Truppen die Taliban-Regierung in Afghanistan. Doch die radikalen Islamisten leisten den westlichen Militärmächten seither hartnäckigen Widerstand. Die Bewegung bleibt eine tickende Zeitbombe in dem von ethnischen Kämpfen und ideologischen Konflikten geprägten Land.O-Ton Mohammed Kalamuddin, Ex-Taliban-Minister und jetzt Mitglied des Friedensrats:"In ihren Stützpunkten sind die Amerikaner total umstellt. Die Soldaten können ihre eigene Basis nicht einmal verlassen. Sonst kommen die Taliban mit Motorrädern bis auf 20 Meter ran und feuern Raketen ab. Bum, Bum, Bum. Die Amerikaner können nichts tun."Die Sorge der Menschen in der Hauptstadt Kabul ist groß, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der NATO-Truppen 2014 wieder die Macht an sich reißen könnten. Das weitverbreitete Misstrauen gegen die afghanische Regierung hat den Islamisten wieder Unterstützung in Teilen der Bevölkerung eingebracht.O-Ton Kadratullah, Polizeibeamter:"An der Regierung müssten die Taliban die afghanische Verfassung akzeptieren und sich von ihren früheren Aktivitäten distanzieren. Sie müssten unser jetziges System beachten und sich von ihrer erbärmlichen Taktik abwenden."Eine Abkehr ist bereits heute sichtbar: Der früher verteufelte Einsatz von Technologien wie dem Internet. Die Taliban schwatzen über Twitter mit dem Sprecher der NATO, in Videos verbreiten sie ihre radikalen Botschaften – mit maskierten Ansagern, die Propaganda aus Trainingslagern moderieren.Ihre Gesinnung wurzelt nach wie vor in einer zutiefst konservativen Interpretation des Korans. Doch nach außen hin verkaufen sie sich mittlerweile etwas gemäßigter.O-Ton Kate Clark, Afghanistan-Expertin:"Mit Rücksicht auf die afghanische Gesellschaft haben sie sich in einigen Bereichen angepasst – so zum Beispiel in ihrer ehemaligen mörderischen Strategie, Schulen niederzubrennen und Lehrer zu töten. Jetzt versuchen sie, Schulen, Nicht-Regierungsorganisationen und Ministerien zu vereinnahmen."Es gibt Versuche, eine politische Lösung für den Konflikt zu finden. Erste Kontakte zwischen Washington und Taliban-Führern in Katar werden als Bemühung gewertet, den Friedensprozess voranzutreiben und den Krieg zu beenden.Doch die Angst vor neuer Gewalt bleibt: Ob die afghanischen Streitkräfte nach dem Abzug der NATO-Truppen die Sicherheit im Land gewährleisten können, bleibt fraglich. Wenn nicht, könnte das Land wieder in einem Bürgerkrieg versinken.
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