Fischkopf TV
Die Opfer der Krise: Armut in Griechenland wächst
21.02.2012 13:33
Obdachlose waren einst ein seltener Anblick auf den Straßen von Athen. Die traditionell starken Familienbande in Griechenland ließen nur wenige Menschen ohne ein Dach über dem Kopf zurück. Doch die katastrophale Wirtschaftskrise bringt auch diesen Zusammenhalt ins Wanken. Die Obdachlosenheime verzeichnen stetig wachsenden Zulauf. O-Ton Effie Stamatogiannopoulou, Obdachlosenunterkunft Klimaka:"In den vergangenen beiden Jahren sind hier 25 Prozent mehr Menschen gelandet, die keine psychischen Probleme haben oder Drogensüchtige sind - sondern einfach arbeitslos. Als Folge der Arbeitslosigkeit haben diese Menschen ihre Wohnung verloren und landen auf der Straße."Mit 350 Milliarden Euro steht Griechenland in der Kreide. Als Gegenleistung für milliardenschwere Hilfspakete verlangen die internationalen Geldgeber drastische Einsparungen. Dazu gehören massive Einschnitte im öffentlichen Dienst, eine Kürzung des Mindestlohns auf 586 Euro pro Monat und ein Abbau der Sozialleistungen. Kämpferische Proteste gegen das Spardiktat gehören in Griechenland mittlerweile zum Alltag. O-Ton Kanelos Romilos, Rentner:"Werden Rentner noch Geld für Medikamente haben? Gibt es genug Geld für Gehälter und Pensionen? Wir sind am Tiefpunkt."O-Ton Giorgos Parlas, pensionierter Seemann:"Die Maßnahmen sind extrem hart, die wollen uns alle früh ins Grab schicken. Aber: Wir werden kämpfend untergehen!"Nur wenige Griechen sind die Gewinner der Krise. Bei diesem Holzhändler im Norden von Athen laufen die Geschäfte gut - denn mehr und mehr Griechen versuchen Geld zu sparen, in dem sie Holz zum Heizen benutzen. Einige gehen dabei noch einen Schritt weiter. O-Ton Evangelos Mihas, Holzhändler:"Sie gehen hoch in die Berge und schlagen selbst Holz. Sie packen ein paar Stämme in den Kofferraum - um Geld zu sparen. Die Wirtschaft beteht nur noch aus sparen, sparen und nochmals sparen."Und doch steigen die griechischen Schulden weiter an. Auch mit den neuen Milliardenhilfen, die die Euro-Länder nach einer wochenlangen Zitterpartie beschlossen haben, bleibt der Ausblick düster. O-Ton Christos Papatheodorou, Sozialwissenschaftler an der Demokritus-Universität in Thrakien:"Die Erfahrung lehrt nicht, dass Sparmaßnahmen und finanzielle Einschränkungen zu Wachstum führen können. Im Gegenteil: Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass sie die Lage verschlimmern."Die Einschnitte in Griechenland gehören zu den tiefsten, die je in einem Industrieland gemacht wurden. Sie sind für Athen die einzige Hoffnung, in der Euro-Zone bleiben zu können. Doch die Opfer, die das Land und die Menschen dafür erbringen, sind hoch.
▼
▲






























▼