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Autostadt Detroit in der Sackgasse
23.01.2012 18:25
Leerstand und Ruinen in Highland Park. Kein seltener Anblick im Großraum Detroit.O-Ton Victor Bonds, Bürgerstreife Highland Park:"Wir fahren im Viertel Streife und versuchen, wenigstens ein bisschen Sicherheit für die Menschen hier aufrechtzuerhalten."Victor Bonds arbeitet ehrenamtlich. Er hilft der Polizei. Beamte sind hier wegen Spamaßnahmen nur noch selten unterwegs. Highland Park ist überschuldet. Der Bundesstaat Michigan hat die Kontrolle über die Finanzen übernommen. Im Zentrum von Detroit ist die Lage nicht besser. Die Stadt hat umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro Schulden. Das Haushaltsdefizit liegt bei 150 Millionen Euro.Einst war Detroit die Autohauptstadt der Welt. Doch die Konkurrenz aus Europa und Asien blieb nicht ohne Folgen. In den vergangenen sechs Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl um ein Viertel geschrumpft, hunderttausende Arbeitsplätze sind verschwunden. Die Steuereinnahmen sinken und sind zu niedrig, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten.O-Ton Pastor David Bullock, Bürgerrechtsorganisation NAACP:"Wir kürzen bei der Feuerwehr, bei der Polizei, bei den Lehrern, bei den städtischen Dienstleistungen, bei der Straßenbeleuchtung - und sorgen dafür, dass Detroit ein Ort ist, wo niemand mehr hinkommen will."Doch selbst dieses Sparen reicht noch nicht. Bald übernimmt womöglich auch hier der Staat mit einem Finanzbeamten die Kontrolle. Es sei denn, die Stadt legt überzeugende Pläne vor für ein Ende der Schuldenmacherei. Für manche Konservative ein überfälliger Schritt.O-Ton Al Pscholka, republikanischer Abgeordneter in Michigans Parlament:"Es ist sehr schwer, Investoren in Gemeinden zu locken, die bankrott sind oder fast bankrott. Deswegen müssen wir sie finanziell wieder gesund machen."Bei den öffentlichen Gehältern spart Detroit schon umgerechnet gut 30 Millionen Euro ein. Auch bei der Polizei gibt es Kürzungen. Kritiker fürchten jedoch, dass weiteres Sparen die Stadt in den endgültigen Ruin treibt.O-Ton George Galster, Professor für Stadtsoziologie:"Der Finanzmanager kann kurzfristig für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen. Aber langfristig unterstützt das noch die Flucht aus der Stadt. Und macht einen ausgeglichenen Haushalt in den Folgejahren noch schwieriger."Einige Detroiter kämpfen dafür, dass ihre Stadt das Haushaltsrecht behält. Eines aber ist klar: Ohne Sparpläne entscheidet bald der Staat und nicht die Stadt, wie es weitergeht in der einstigen Autometropole Detroit.
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