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Zehn Jahre Guantanamo: Ein Häftling berichtet
10.01.2012 16:54
Protest in Orange: In Paris demonstrieren Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gegen das US-Gefangenenlager Guantanamo, wo vor zehn Jahren die ersten Terrorverdächtigen inhaftiert wurden. Die Regierung des damaligen US-Präsidenten George W. Bush lässt ab Januar 2002 fast 800 Menschen auf die Armeebasis Guantanamo Bay auf Kuba bringen. Dort gilt kein US-Recht; die Insassen können ohne Anklage unbegrenzt festgesetzt werden.Von Beginn an ist Guantanamo wegen der Verletzung der Menschenrechte umstritten. Washington erfindet eigens den Begriff "feindlicher Kämpfer", um das Völkerrecht zu umgehen. Vielen ehemaligen Insassen gehen die Schrecken des Lagers nicht aus dem Kopf. Der Franzose Lakhdar Boumediene wurde Ende 2001 im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgegriffen und saß bis 2009 in Guantanamo ein.O-Ton Lakhdar Boumediene, war jahrelang in Guantanamo inhaftiert:"Ich habe versucht, Guantanamo zu vergessen, aber ich kann es leider nicht. Ich höre immer wieder 'Guantanamo', weil dort bis heute Menschen gefangen gehalten werden. Wenn Guantanamo geschlossen wird, kann ich vielleicht vergessen, aber noch kann ich es nicht. Ganz schlimm ist es im Januar, zum Jahrestag der Eröffnung."Nach sieben Jahre in Guantanamo hat Boumediene es schwer, wieder Fuß zu fassen.O-Ton Lakhdar Boumediene:"Mein Problem bei der Arbeit ist: Ich schreibe einen Lebenslauf, und dann werde ich gefragt, was ich denn zwischen 2002 und 2009 gemacht habe. Dann fällt das Wort Gefängnis oder Guantanamo, das ist wirklich nicht einfach. Und dann kriegen die Leute Angst vor dir."(Weiter Bilder Inneres Guantanamo #390688)Eigentlich will US-Präsident Barack Obama das Lager bis Anfang 2010 dicht machen und die verbliebenen Gefangenen vor Zivilgerichte stellen. Doch die Umsetzung erweist sich als komplizierter als erwartet. Besonders enttäuscht hat viele, dass ausgerechnet die USA ein solches Lager errichtet haben.O-Ton Lakhdar Boumediene:"Das ist Amerika, die Vereinigten Staaten, die haben doch einen Rechtsstaat. Das hat mich wirklich schockiert."Während Ex-Insassen wie Lakhdar Boumediene weiter um ein normales Leben kämpfen, setzt Amnesty International die Proteste fort - bis das Lager auf Kuba geschlossen ist.
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