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Zwei Jahre Haft auf Bewährung für Chirac
15.12.2011 15:47
Historischer Richterspruch in Frankreich: Als erster ehemaliger Staatschef seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Jacques Chirac in Paris verurteilt, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Die Familie des einst mächtigsten Mannes der Grande Nation reagiert bestürzt.O-Ton Anh Dao Traxel, Adoptivtochter von Jacques Chirac :"Das ist sehr hart, aber das ist die gerechte und unabhängige Justiz. Für die Familie ist das Urteil sehr schmerzhaft, aber man muss es akzeptieren."Der 79-Jährige Chirac hat nach Auffassung des Gerichts zu seiner Zeit als Bürgermeister von Paris in den 90er Jahren öffentliche Gelder veruntreut und Vertrauensmissbrauch begangen. Der konservative Politiker bezahlte knapp dreißig Mitarbeiter aus der Stadtkasse - obwohl sie gar nicht für die Stadtverwaltung arbeiteten. Chirac selbst war während des dreiwöchigen Prozesses nicht im Gerichtssaal anwesend - der Altpräsident leidet laut einem ärztlichen Gutachten unter Gedächtnislücken. Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Demenzerkrankung gegeben.O-Ton Anh Dao Traxel, Adoptivtochter von Jacques Chirac:"Unsere Familie muss jetzt, mehr als je zuvor, stabil sein und ihn unterstützen - für seine Gesundheit und die Tage, die ihm noch bleiben."Das Urteil gegen Chirac fiel überraschend hart aus - selbst die Staatsanwaltschaft hatte einen Freispruch gefordert. Der Altpräsident, der die Geschicke des Landes zwölf Jahre lang bestimmt hatte, beteuerte seine Unschuld: Er habe keinen Fehler begangen, weder einen strafrechtlichen noch einen moralischen.Die Anti-Korruptionsvereinigung Anticor, im Verfahren gegen Chirac Nebenklägerin, begrüßt den Schuldspruch hingegen.O-Ton Jérôme Karsenti, Anwalt der Anti-Korruptionsvereinigung Anticor:"Eine historische Entscheidung., die hoffentlich Schule macht. Ich hoffe, dass keine weiteren Präsidenten vor Gericht landen - denn das wäre ein Beleg dafür, dass unsere Demokratie krank ist, was ich grundsätzlich nicht glaube."Chirac reagiert laut seinem Anwalt gelassen auf das Urteil. Der Altpräsident sei zufrieden. Denn das Gericht habe zumindest anerkannt, dass sich Chirac nicht persönlich bereichert habe.
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