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Kampf um letzte wilde Luchse in Polen
28.03.2012 17:27
Er grollt, sein Blick ist stechend - das spricht nicht gerade dafür, dass sich dieser Patient sonderlich wohlfühlt in seinem acht Quadratmeter kleinen Käfig. Doch wahrscheinlich rettet der Aufenthalt in dieser Spezialklinik für wilde Tiere ihm das Leben. Benek ist ein sechs Monate alter Luchs. Er wurde letzten Monat in einem Bergdorf in der Nähe von Przemysl gefunden, im Südosten von Polen nahe der Grenze zur Ukraine. O-Ton Dr. Andrzej Fedaczynski, Tierarzt in der Ada-Tierklinik Przemysl:"Dieser kleine Bursche hatte seine Mutter verloren und nichts zu essen, weil er zu klein zum Jagen war. Er versuchte, Hühner auf den Höfen zu fangen. Hunde jagten ihn auf einen Baum. Er war dabei zu verhungern, erschöpft, und er brauchte dringend unsere Hilfe. Seit seiner Ankunft wird Benek nach allen Regeln der Kunst aufgepäppelt: Über einen Tropf gibt es Glukose und Medizin, um ihn zu kräftigen. Benek ist der fünfte Luchs seit drei Jahren in der Tierklinik. Der Aufenthalt hier kostet monatlich etwa 600 Euro. Die EU und Sponsoren aus der Region steuern Geld bei, doch die Klinik sucht weiter nach Spendern. O-Ton Dr. Radoslaw Fedaczynski, Tierarzt in der Ada-Tierklinik Przemysl:"Wir haben riesig viel Arbeit, auch wenn uns Freiwillige helfen. Wir wollen weitere Tierärzte einstellen, die auf wilde Tiere spezialisiert sind, aber dafür brauchen wir Geld." Luchse waren in Europa schon weitgehend ausgerottet. Nun ist jedes hier in Polen gerettete Tier sein Gewicht in Gold wert. Die Jäger mit den spitzen Ohren haben es schwer: Ihre Lebensräume verschwinden, immer wieder werden Luchse überfahren oder (das) Opfer von Wilderern. An die 200 Luchse dürfte es heute in Polen geben. Und die Bestände in freier Wildbahn lassen sich nicht einfach mit Tieren aus dem Zoo wieder auffüllen. O-Ton Grzegorz Garbuz, Direktor des Zoos von Zamosc:"Ein in Gefangenschaft geborener Luchs kann nicht jagen - und was am schlimmsten ist: Er hat keine Angst mehr vor dem Menschen, und in ihrer natürlichen Umgebung sind Menschen die größte Bedrohung für den Luchs." Auch die Luchse in der Tierklinik von Przemysl sollen sich am besten gar nicht erst an den Menschen gewöhnen. So rasch wie möglich wollen die Tierärzte sie wieder in die Wildnis entlassen. Benek muss allerdings warten, bis seine Behandlung abgeschlossen ist. Verläuft alles nach Plan, dann ist er in ein paar Wochen gesund und stark genug, um in freier Wildbahn zu jagen.
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