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Zwangsheirat mit Vergewaltiger: Selbstmord erschüttert Marokko
19.03.2012 13:55
Verwandte besuchen das frische Grab von Amina al-Filali im Norden von Marokko. Eine traurige Pflicht: Amina wurde nur 16. Sie nahm sich mit Rattengift das Leben, um der Zwangsehe mit ihrem Vergewaltiger zu entfliehen.In konservativen Familien gilt der voreheliche Verlust der Jungfräulichkeit als Schande – selbst bei einer Vergewaltigung.Um die Familienehre zu retten, muss die Frau dann auch das Undenkbare tun.O-Ton Lahcen al-Filali, Aminas Vater:"Ich wollte die Ehe ja auch nicht, aber meine Frau hat mich gedrängt, wegen der Schande."Ein umstrittenes Gesetz in Marokko sieht für Vergewaltigung mindestens fünf Jahre Haft vor. Mit einer Ausnahme.O-Ton Taoufik Hakim, Rechtsanwalt:"Der Artikel besagt, dass im Fall einer Heirat des Opfers mit dem Straftäter das Verfahren eingestellt werden kann. Der Täter kann die Ehe als Weg nutzen, seiner Bestrafung zu entgehen."Die Ehe war für Amina die Hölle: Sie wurde von der Familie ihres Mannes geschlagen und missbraucht.Ihr Freitod hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Nun verlangt Aminas Familie Gerechtigkeit.O-Ton Hamida al-Filali, Aminas Schwester:"Dieser Verbrecher darf nicht frei herumlaufen. Wir müssen unsere Rechte wahren. Er könnte das noch einmal tun."Doch es gibt nicht nur die eine Amina in Marokko. Ihre tragische Geschichte wirft ein fahles Licht auf diese noch immer erzkonservative Gesellschaft.Sein Jahren fordern Menschenrechtsorganisationen eine Gesetzesänderung.O-Ton Fouzia Assouli, Frauenrechtlein:"Aminas Tat war ein Akt der Verzweiflung und eine Anklage an die Gesellschaft. Und auch ein bitterer Appell an die Regierung, zu reagieren und diese Tragödien zu stoppen – es darf keine weiteren derartigen Fälle geben."Aminas Tod hat in Marokko wie eine Bombe eingeschlagen. Die Behörden haben schnell reagiert, mehrere Minister wollen das Gesetz überprüfen.Am Wochenende haben wieder Frauen vor dem Parlament in Rabat demonstriert. Doch auch in Algerien und Tunesien gibt es ähnliche Gesetze.
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