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Ruhm den Osmanen? Kino-Kassenschlager spaltet Türken
16.03.2012 14:55
Das ist der größte Kino-Kassenschlager aller Zeiten in der Türkei: "Fetih 1453" - deutscher Untertitel: "Die Eroberung von Konstantinopel" - erzählt die Geschichte einer schicksalsträchtigen Auseinandersetzung. Für Griechen und andere ist es der Fall von Konstantinopel und das Ende des Byzantinischen Reichs - für Türken die Eroberung von Istanbul. Mit 17 Millionen Dollar ist "Fetih 1453" der bislang teuerste türkische Film - und mit mehr als 4,5 Millionen Zuschauern allein in den ersten drei Wochen auch der größte Zuschauermagnet. O-Ton Filmzuschauer:"Als Türke bin ich wirklich stolz! Dieser Film ist vom Besten, was das Kino bieten kann. Zum ersten Mal in meinem Leben sehen ich einen so ausgezeichneten türkischen Film!" Action und Spezialeffekte - in "Fetih 1453" steckt reichlich Hollywood. Auch sein Inhalt sorgt für Gesprächsstoff. Denn letztlich verherrlicht der Film das Osmanische Reich, in dem der Islam eine große Rolle spielt, Und das in einer Zeit, in der die gemäßigt-islamische AKP in der Türkei regiert. Ihre Außenpolitik bezeichnen manche als neo-osmanisch. O-Ton Isik Tamdogan, Expertin für das Osmanische Reich:"In den 70er Jahren wurde in solchen Filmen das Türkische hervorgehoben - die Türken als Eroberer. Hier geht es um einen muslimischen Sultan, das ist sehr präsent." Gegen den frommen Sultan Mehmet II. kämpft der letzte byzantische Kaiser: Konstantin XI., der wiederum für die Griechen ein Nationalheld ist. Für das Drehbuch des fast drei Stunden langen Films werden viele historische Fakten verkürzt oder auch verdreht - zum Ärger mancher Historiker. O-Ton Vangelis Kechriotis, Bogaziçi-Universität Istanbul:"Wir können das nicht einfach abtun - als einen schlechten Film. Das ist ein echter Rivale, wenn es darum geht, wie osmanische Geschichte unseren Studenten und der ganzen Öffentlichkeit präsentiert wird. Wir müssen diesen Rivalen respektieren, wie auf einem Schlachtfeld. Geschichtsdarstellung ist ein Schlachtfeld." Auf diesem Schlachtfeld haben Historiker wohl erst einmal das Nachsehen - mehr als 4,5 Millionen Menschen haben nun ein anderes Bild von der Eroberung von Konstantinopel. Und der Film läuft auch in Deutschland.
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