Oldenburg - Zum fünften Mal hat am Mittwochabend das NWZ-Format „Nordwestkurve – der VfB-Talk“ stattgefunden. Und zum fünften Mal diskutierten die Teilnehmer im Oldenburger Lambertihof leidenschaftlich über den Fußball-Drittligisten VfB Oldenburg. Das dominierende Thema war dieses Mal das anstehende Derby beim Ligarivalen SV Meppen, das an diesem Samstag (14 Uhr) bei den Emsländern stattfindet. Zu Gast bei Moderator Rudy Schönborn waren VfB-Trainer Dario Fossi, Meppens Geschäftsführer Ronald Maul, der langjährige TV-Reporter Rolf Fuhrmann sowie NWZ-Sportredakteur und VfB-Experte Lars Blancke.

„Wir erwarten etwa 10 000 Zuschauer“, sagte Maul über das Spiel am Samstag: „Stand heute werden wohl 1000 Fans aus Oldenburg kommen. Es dürfen auch 1300 werden.“

Den Umstand, dass Meppen derzeit mit 14 Zählern Tabellenletzter ist, kommentierte Fuhrmann ironisch. „Ihr habt dabei noch fünf Punkte mehr als Schalke“, sagte er zu Maul mit Bezug auf das Bundesliga-Schlusslicht, das erst neun Zähler eingefahren hat. „Wir müssen es hinbekommen, in der Rückrunde mehr Konstanz reinzubekommen“, erklärte wiederum Maul mit Blick auf die bisherigen Leistungen und den Tabellenplatz. Noch keinen Vollzug konnte Maul in der Personalie Marcos Alvarez vermelden. Der 31-jährige Angreifer trainiert derzeit bei den Meppenern mit und soll wohl verpflichtet werden. Dass er am Samstag gegen Oldenburg dabei ist, scheint aber unwahrscheinlich.

Diskutieren am Mittwochabend in Oldenburg: (von links) Meppens Geschäftsführer Ronald Maul, VfB-Trainer Dario Fossi und Kult-Kommentator Rolf „Rollo“ Fuhrmann

VFB-TALK IM LIVESTREAM Jetzt nachträglich schauen – Dario Fossi und Ronald Maul diskutieren in OIdenburg

Julia Anders Max Holscher Lars Blancke
Oldenburg

Fuhrmann wiederum bekannte, ein Fan des Drittliga-Fußballs zu sein – auch wenn er nicht das entsprechende TV-Abo habe. In der 1. und 2. Bundesliga hätten sich die Mannschaften oftmals von den Fans entfernt. Der in Hamburg lebende Fuhrmann gehe wegen dieser größer werdenden Lücke daher immer wieder gern zu Spielen des Hamburger Clubs Altona 93 (derzeit Oberliga). Dort gebe es Bier und Bratwurst und man könne sich noch über den Schiedsrichter aufregen.

„Ich wollte über dem Strich stehen mit der Mannschaft. Und das haben wir geschafft“, sagte Fossi über die gerade zu Ende gegangene Hinrunde, die der Aufsteiger VfB mit 19 Punkten auf einem Nicht-Abstiegsplatz abgeschlossen hatte. Seine Arbeit habe sich in der 3. Liga im Vergleich zur Regionalliga stark verändert, da das Niveau deutlich höher sei. Fossi: „Wenn Du in der 3. Liga mal fünf Minuten lang nicht voll da bist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du Dir einen fängst.“ Mit Blick auf die Rückrunde verspüre er „einen Mix aus Lockerheit und Angespanntheit“.

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Der VfB ziehe laut Blancke viel Kraft daraus, dass die Mannschaft von Saisonbeginn an bewiesen habe, in der neuen Klasse mithalten zu können. Das sei trotz Niederlagen in den frühen Spielen gegen 1860 München und die Spielvereinigung Elversberg der Fall gewesen. „Der Abstiegskampf wird lang, der Abstiegskampf wird hart“, sagte er über die sechs bis sieben Teams, die sich derzeit große Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen – dazu zählen auch Meppen und Oldenburg. Von Erzgebirge Aue erwarte er aber, dass sich das Team schon bald in Sicherheit bringen werde.

Die einprägsamsten Zitate zum Thema….

…Derby Meppen – Oldenburg:

Fossi: Das Derby ist sehr emotional, das kitzelt bei dem einen oder anderen vielleicht etwas mehr raus.

Fuhrmann: Das katholische Emsland trifft auf das atheistische Oldenburg. Und ich hoffe, dass am Ende der Saison das katholische Emsland und das atheistische Oldenburg beide in der Liga bleiben.

Maul: Solche Derbys machen die Liga aus. Da ist Stimmung, da ist Leidenschaft.

Blancke: Meppen wird nach 15 Spielen ohne Sieg sagen: „Wenn nicht am Samstag gegen einen Aufsteiger zu Hause – wann soll man mal wieder gewinnen, um den Anschluss zu halten?“ Von daher ist da eine große Brisanz drin.

Der VfB hat im Landespokal mit 5:0 in Meppen gewonnen. Das hat Spuren hinterlassen.

…die absolvierte Hinrunde und den Abstiegskampf:

Fossi: Wir wissen, welche Stärken wir haben. Und wir wissen, dass wir jede Mannschaft 90 Minuten bespielen können. Es ist für uns aber ein schweres Jahr. Wir machen das in meinen Augen wirklich gut. Von 19 Spieltagen waren wir nur für einen Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Ich bin total überzeugt, dass wir die Klasse halten.

Maul: Wir wissen, wie die Hinrunde gelaufen ist. Wir haben einen großen Teil davon guten Fußball gespielt. Zuletzt haben wir Slapstick-Gegentore bekommen. Das darf in der Rückrunde nicht mehr so sein.

Blancke: Der VfB hat gut gepunktet gegen die unmittelbare Konkurrenz. Gegen die Teams von oben nicht. Langfristig muss man auch mal solche Spiele gewinnen, um auf 42 oder 43 Punkte zu kommen.

…die Entwicklung des Spitzen-Profifußballs:

Fuhrmann: Man benötigt inzwischen fünf Abos, um alle Fußballspiele im Fernsehen zu schauen. Das ist katastrophal für den Fan. Man wollte mehr Wettbewerb schaffen. Jetzt hat man zwar Wettbewerb unter den Anbietern. Die Fans leiden aber darunter. Im Grundsatz entferne ich mich immer mehr vom professionellen Fußball. Ich liebe es, bei Altona 93 zu sein. Wenn das so weitergeht mit den ganzen Spielterminen, mit der Zerfledderung des Spieltags, jeden Tag Fußball – das ist nicht gut für die Beziehung, das ist nicht gut für den Fußball. Meppen und Oldenburg haben eine Chance. Je mehr sich der Fußball von den Fans entfernt, desto mehr kann in den jeweiligen Regionen bewirkt werden.

Hauke Richters
Hauke Richters Sportredaktion (Leitung)