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Mehrgenerationenhaus „Hyggekrog“ Upjever Krach und Konflikte belasten gemeinsame Wohn-Idee

Ggeneinder statt Miteinader und Füreinander: Ein Mietergruppe aus dem Hyggekrog findet die Atmosphäre im Haus seit langem schon alles andere als „hygge“ – also gemütlich.

Ggeneinder statt Miteinader und Füreinander: Ein Mietergruppe aus dem Hyggekrog findet die Atmosphäre im Haus seit langem schon alles andere als „hygge“ – also gemütlich.

Oliver Braun

Schortens - Der Hyggekrog Upjever, der in dem alten und halbverfallenen ehemaligen Schulgebäude vor den Toren des Fliegerhorstes nach aufwändiger Sanierung und Umbau entstanden war, sollte ein Haus für alle Generationen werden, für Menschen mit und ohne Handicap, in dem jeder selbstbestimmt für sich allein leben kann, in dem man sich aber auch gegenseitig unterstützt und Gemeinsamkeit pflegt. Miteinander und füreinander eben.

Vor knapp zwei Jahren zogen die ersten Mieter ein – doch das Miteinander und Füreinander habe sich laut einiger Mieter zu einem Gegeneinander entwickelt. Etliche Mieter seien bereits wieder ausgezogen. Die Lage ist kompliziert.

Viele ausgezogen

Es gibt Vorwürfe, die Initiatorin des Projektes, Cornelia Ruthenbeck, mische sich in viele persönliche Dinge der Bewohner ein, die sie schlichtweg nichts angingen. Der große Gemeinschaftsraum sei ein vollgestelltes Möbellager, der große Raum für gemeinsame Feste und Veranstaltungen der Bewohner somit nicht nutzbar. Auch mit der Nutzung der Gemeinschaftsküche als weiteren Treffpunkt gebe es immer wieder Ärger und Bevormundungen. Ständig hagele es Abmahnungen für Banalitäten, so Hyggekrog-Bewohnerin Petra Peters.

Jüngstes Ärgernis sei die zum Hyggekrog gehörende frühere Turnhalle, die der im Hause mit seiner Praxis ansässige Physiotherapeut Stefan Brüling als weiteres gewerbliches Standbein angemietet habe. Die Halle kann seit einigen Wochen als Veranstaltungsraum, als Tanzsaal und Partysaal für auswärtige Feiergesellschaften gebucht werden. Dann wird’s draußen auch schon mal etwas lauter vor den Fenstern der Bewohner der unmittelbar angrenzenden Wohnungen, wenn sich dort Personengruppen angeregt unterhalten.

„Das ist alles sehr unerfreulich und wenig hygge“, so die Mitbewohnerin Gudrun Grambow. Die 61-Jährige ist vor zwei Jahren von Hannover nach Upjever gezogen und war damals erste Mieterin im Hyggekrog. „Es sollte meine Heimat für den Rest meines Lebens werden. Leider ist es hier für mich zur Hölle geworden“, klagt Grambow. „Mobbing seitens der Hausverwaltung und einigen anderen Mietern sind an der Tagesordnung“ behauptet sie. Und Nachbarin Petra Peters klagt: „Man kommt sich vor wie in einem Heim für schwer erziehbare Erwachsene“. Der Gipfel der Übergriffigkeit aber sei, dass man sich in das Zusammenleben mit ihrem schwerst behinderten Sohn einmische, so Petra Peters.

Mediator benannt

Die Anschuldigungen wiegen schwer. Und sind aus Sicht der MGH Hyggekrog Upjever GmbH vollkommen überzogen, unbegründet und unhaltbar: „Cornelia Ruthenbeck, deren Idee der Hyggekrog war, genießt unser volles Vertrauen und versucht, ehrenamtlich unsere Idee eines guten Miteinanders zu transportieren“, so Manfred Müller aus der Geschäftsführung des Unternehmerns mit Sitz in Nordhorn. „Es gibt zwischen den Mietern Streitigkeiten im normalen Miteinander, die auch schon zu mehreren Anzeigen untereinander geführt haben und die aktenkundig sind“, so Müller weiter. Man habe mittlerweile einen Mediator benannt, der zwischen den Parteien vermitteln soll.


Eine Hetzkampagne

Ein Mieter habe die Hyggekrog GmbH sogar auf Schadensersatz verklagt, weil man gegen drei Mieterinnen, die für Unruhe im Haus sorgen, als Vermieter nicht vorgegangen sei. Dieser Mieter sei vor wenigen Wochen ausgezogen.

Cornelia Ruthenbeck spricht von einer „Hetzkampagne“ gegen ihre Person. Die Mieterinnen und Mieter, die sich zum Beginn vorgestellt hatten und hier einziehen wollten, passten eigentlich gut zusammen, sagt sie. Es sei auch ein sehr harmonisches Miteinander gewesen. Hygge eben. Sie selbst fungiere als Ansprechpartnerin für die Mieterinnen und Mieter und sei dafür auch von der Hyggekrog GmbH mandatiert. Irgendwann sei die Stimmung gekippt. Einige Mieterinnen würden in ihr das Feindbild sehen und haben sich mit aller Kritik auf sie eingeschossen. Die Motive blieben rätselhaft, Gesprächsangebote seien nicht angenommen worden. Wahr sei, dass es zuletzt viel Ärger wegen Störungen des Hausfriedens gegeben habe. Eigentlich Lappalien und nichts, was eine derartige Eskalation einer kleinen Gruppe von Bewohnern rechtfertige. Übergriffigkeiten und Einmischen in private Belange ihrer Mieter lägen ihr völlig fern, sagt Cornelia Ruthenbeck. Tatsächlich ginge der Unfrieden von nur wenigen Mietern aus. „Aber ich lasse mir meine Idee vom Hyggekrog nicht kaputtmachen.“

Letztlich wollen die Mieter auch nichts anderes: „Wenn wir hier endlich Ruhe hinein bekommen“, sagt Bewohnerin Gudrun Grambow, „dann ist dies der Ort, an dem wir alt werden wollen.“

Oliver Braun
Oliver Braun Redaktion Jever
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