Große Insel-Runde mit Umweltminister

Auch Olaf Lies (SPD) setzt die Tradition der Insel-Gespräche fort. In großer Runde mit Bürgermeistern und Landräten erörterte der Umweltminister in Norden aktuelle Fragen.

Die Liste der Probleme bleibt weiter groß.

Herr Lies, Sie haben sich mit Insel-Bürgermeistern und Landräten getroffen. Welche gute Botschaft war beispielsweise für Wangerooge dabei?

LiesWir haben über zahlreiche Punkte gesprochen. Ganz oben steht das Problem Wohnungsnot. Alle Inseln haben einen erheblichen Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum. Die Landesregierung wird dazu die Förderbedingungen auf einen ganz neuen Weg bringen. Es dürfen nicht nur Leute aus NRW auf den Inseln Wohnraum kaufen können, um dort ein paar Wochen zu verbringen, sondern Wohnraum müssen auch diejenigen bekommen, die dort arbeiten und leben.

Wie kann dieser Plan gelingen?

LiesWir wollen als Land in den Griff bekommen, was das Wohnen auf den Inseln besonders teuer macht, beispielsweise kleinere Wohnungen mit hohen Anfangsmieten. Es muss gelingen, nicht nur Flächen zur Verfügung zu stellen, sondern auch die Baukosten zu senken, die deutlich höher liegen als auf dem Festland. Zweites großes Thema: Wie sichern wir den Küstenschutz? Dazu gibt es die ganz klare Botschaft: Aktuell haben wir die Finanzen im Griff. Wir wissen aber schon jetzt, dass die künftige Anpassung an die Folgen des Klimawandels viel mehr Geld erfordern wird. Niedersachsens Inseln bilden dabei die Speerspitze derjenigen, die über Klimaanpassung diskutieren.

Mit welchen Zielen?

LiesNatürlich und zuerst der unmittelbare Schutz der Inseln und der Küste. Aber gemeinsam mit den Inseln will diese Landesregierung auch beim allgemeinen Thema Klimaschutz vorankommen.

Ein heißes Thema: Die Offshore-Windanlagen vor den Inseln. Diese blinkenden Monster gefallen nicht jedem Bürgermeister.

LiesDeshalb wird es eine Extra-Runde mit Fachleuten geben, um zu klären, was noch zu erwarten ist bei der Größe. Und: Wie bringen wir die Energie an Land? Muss jedes Mal neu gegraben werden für Leitungen? Oder wäre eine Tunnellösung möglich? Angedacht wird auch eine Insel, auf der alles zusammenläuft und von dort aus an Land gebracht wird. Das Thema will ich ganzheitlich angehen.

Die Fährverbindungen bereiten ebenso Sorgen?

LiesAber Ja! Wir müssen auf die Veränderungen im Tourismus reagieren. Der Trend geht zu kürzeren Aufenthalten – dafür aber häufiger. Die Runde war sich einig, dass eine Fahrrinnentiefe von 2,25 Meter klar sein muss, um die Planbarkeit sicherzustellen. Eine tide-unabhängigere Anbindung würde drei Meter bedeuten. Ich will offen sagen: Das größte Problem sind nicht die Investitionen, die Gutachter auf zwölf Millionen Euro für Wangerooge schätzten. Das wird wahrscheinlich teurer. Aber die Folgekosten sind das große Problem von 600.000 Euro pro Jahr...

Nur für Wangerooge?

LiesJa. Wir müssen ehrlich sein, sonst fällt man am Ende hinten runter, wenn die tatsächlichen Zahlen auf den Tisch kommen. Deshalb heißt die Abwägung: Gelingt es? Und wenn es für Wangerooge gelingt, dann sagen die anderen tide-abhängigen Nachbarn: Das müssen wir auch haben! Diesen schwierigen Diskurs konnten wir heute nicht zu Ende führen. Aber genau so klar ist: die einzige Einnahmequelle der Inseln ist der Tourismus. Wir müssen den Tourismus stärken und dürfen ihn nicht schwächen.