Hannover/Berlin - Eigentlich ist Android eine freie Software. In der Praxis spürt man davon aber wenig. Über Apps, Dienste und Prozesse ist Google auf den meisten Android-Mobilgeräten tief im System verankert. „Google ist gut darin, vieles Grundsätzliches anzubieten, was wir machen wollen, und das auch noch sehr komfortabel“, sagt Max Mehl von der Free Software Foundation Europe (FSFE).

Das Problem sei aber, dass es Google immer auch darum gehe, Daten für Werbung zu sammeln. „Das kann man einfach in den Nutzungsbedingungen nachschauen.“ Wem das nicht schmeckt, der kann sich jedoch relativ leicht mehr Privatsphäre und Kontrolle verschaffen.

„Das passiert nicht über Nacht, das ist ein schrittweiser Prozess“, sagt Mehl. „Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, was man bereits nutzt, und was davon unerwünscht ist.“ Der zweite Schritt sei das Ersetzen nicht gewollter Dienste und Apps. Wer Google vollständig vom Android-Smartphone verbannen will, muss noch weiter gehen, weil die Deinstallation vorinstallierter Google-Apps fast nie möglich ist: „Der dritte Schritt wäre deshalb die Installation eines Betriebssystems ganz ohne Google drin.“

Am sinnvollsten findet es Mehl, sich erst mal dem App-Austausch zu widmen. „Sonst habe ich nachher das Problem, dass ich ein Betriebssystem ohne Google habe, aber gar nicht weiß, wie ich das Telefon weiter nutzen kann, wie ich es gewöhnt bin“, erklärt er. „Eine schrittweise Entwöhnung ist die beste Strategie.“

Ähnlich sieht das Alexander Spier vom „c’t“-Fachmagazin: „Android ohne Google geht auch, ist aber deutlich aufwendiger“, sagt er. Oft reichten das Einschränken von Google und seiner Datensammelei sowie das Nutzen anderer Apps schon. „Ich nutze selbst häufig auch lieber die Google-Dienste, weil sie da sind und gut funktionieren“, so Spier weiter. „Man muss sich schon dazu zwingen, zu sagen: „Ok, jetzt probiere ich mal etwas anderes.““

Für die Installation beider Android-Versionen gilt: „Schiefgehen kann dabei wenig, wenn man den Anleitungen folgt und vorher seine Daten sichert“, meint Mehl. Gerade LineageOS biete sehr gute Anleitungen. „Man muss beileibe kein Informatiker oder Ingenieur sein, um diesen Schritt zu vollziehen.“