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Pflege-Konzern ist zahlungsunfähig Welche Gründe zur Insolvenz von Convivo führten

Viele Fragen offen: Die Convivo Unternehmensgruppe steht vor einer ungewissen Zukunft.

Viele Fragen offen: Die Convivo Unternehmensgruppe steht vor einer ungewissen Zukunft.

dpa

Bremen/Im Nordwesten - Zwei Tage nach dem Insolvenzantrag türmen sich die ungeklärten Fragen nach der Zukunft der Pflegeeinrichtungen, der Bewohner und der Belegschaft. Er könne aktuell nicht mehr mitteilten als in der Erklärung von Dienstag, teilte Insolvenzverwalter Malte Köster mit. Auch die Unternehmensgruppe ließ Fragen unter anderem zur für März geplanten Eröffnung einer neuen Einrichtung in Friesoythe unbeantwortet.

Standorte verkauft

Geschäftsführung und Insolvenzverwalter hatten am Dienstag die niedrige Belegung im stationären Pflegebereich als Grund der Insolvenz genannt. Hohe Kosten für Zeitarbeiter und die Pflegereform der Bundesregierung hätten das Unternehmen zusätzlich belastet – ebenso Preissprünge nicht nur bei den Energie- und Versorgungskosten, sondern auch bei Pachten, deren Höhe sich nach allgemeinen Entwicklungen orientiert. Das Unternehmen habe Standorte verkauft und bis zuletzt versucht, Beteiligungspartner einzubinden.

Mehr als 100 Projekte

An dieser Darstellung wurde am Dienstag Kritik laut. Das auf die Pflegebranche spezialisierte Beratungsunternehmen Terranus in Köln, erklärte, die Insolvenz sei nicht Folge der Pflegeheim-Krise. Die Gründe lägen bei Convivo selbst, heißt es in einem Thesenpapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Convivo sei extrem gewachsen, habe schwierige Einrichtungen übernommen, und viele Häuser hätten keine auskömmliche Belegung, heißt es. Tatsache ist, dass Convivo in den vergangenen Jahren zahlreiche Standorte neu eröffnet oder übernommen hat. Dazu kommen Aktvitäten in der ambulanten Pflege und in der Beratung. Die Liste der geschäftlichen Aktivitäten umfasst mehr als 110 Projekte – mit Schwerpunkt im Raum Bremen und im nördlichen Niedersachsen, aber auch in Süd- und Ostdeutschland.

Kritik an privaten Trägern

Die Seniorenvertretung Bremen sieht sich in ihrer Kritik an der privaten Trägerschaft von Pflege bestätigt. „Es zeigt sich erneut, dass die privatwirtschaftliche Organisation der Pflege zu Fehlentwicklungen führt“, heißt es in einer Mitteilung. Die Pflege älterer Menschen müsse in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung liegen. Die Gewerkschaft Verdi Bremen-Nordniedersachsen ordnete die Zahlungsschwierigkeiten bei Convivo in die allgemeine Lage ein. Alle Pflegeheimbetreiber litten derzeit unter Preissteigerungen. Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kerstin Bringmann sagte laut einer Mitteilung: „Wenn wir nicht sehenden Auges in eine Katastrophe stürzen wollen, brauchen wir schnelle finanzielle Unterstützung für alle Pflegeheime.“

Am Dienstag hatte das Amtsgericht Bremen die vorläufige Insolvenzverwaltung für die Convivo Parks GmbH, die Convivo Holding GmbH, die Convivo Life GmbH, die Convivo 40 GmbH und die Pflegezentrum Rotenburg-Scheeßel GmbH angeordnet. Die Betreuung der Senioren sei gesichert, ebenso die Auszahlung Gehälter, hatten Convivo und Insolvenzverwalter erklärt.

Christoph Kiefer
Christoph Kiefer Reportage-Redaktion (Chefreporter)
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