Herr Neidhart, der SV Meppen hat in den bisherigen vier Drittliga-Spielen bereits zwei Strafstöße vergeben. Bereitet Ihnen da der Gedanke an ein mögliches Elfmeterschießen im NFV-Pokalspiel beim VfB Oldenburg an diesem Dienstag (18.30 Uhr) ein wenig Bauschmerzen?

Christian Neidhart (49) Wir sind vor einem Jahr durch ein Elfmeterschießen in die 3. Liga aufgestiegen und haben in den sechs Jahren, in denen ich hier bin, bis zu dieser Saison nur einen einzigen Strafstoß vergeben. Also: Nein, ich mache mir überhaupt keine Sorgen. Aber natürlich wollen wir das Spiel möglichst nach 90 Minuten entschieden haben.

Seit Jahren in der Region

Christian Neidhart ist seit Mitte der 1990er-Jahre in der Region zu Hause. Der gebürtige Braunschweiger spielte zu seiner aktiven Zeit in Cloppenburg, Holdorf, Werlte, Oldenburg und Friesoythe. 2013 wechselte Neidhart vom SV Wilhelmshaven als Sportlicher Leiter zum SV Meppen. Kurz danach übernahm er auch das Traineramt bei den Emsländern, die er 2017 aus der Regionalliga in die 3. Liga führte. Neidharts Vertrag in Meppen läuft bis Mitte 2021.

Vor Jahresfrist trat Meppen in der ersten Pokalrunde ebenfalls beim VfB an – und verlor mit 0:2. Warum läuft es diesmal anders?

Neidhart Sie werden von mir jetzt keine Kampfansagen hören. Der VfB hat damals ein überragendes Spiel gemacht. Wir haben auch in den Jahren davor selten gut in Oldenburg ausgesehen – wir wissen also, dass wir ein ganz schönes Brett vor uns haben und gehen die Aufgabe dementsprechend sehr fokussiert an. Klar ist aber auch: Wir brauchen den VfB nicht stärker zu reden als er ist. Wir fahren nach Oldenburg, um in die nächste Runde einzuziehen.

Nach dem besagten Pokalspiel spielte der VfB eine enttäuschende Regionalliga-Saison. Im Sommer gab es deswegen mal wieder einen Umbruch bei den Oldenburgern. Wie schätzen Sie die neue VfB-Truppe ein?

NeidhartNach solch einem Umbruch dauert es immer etwas, bis sich eine Mannschaft gefunden hat. Grundsätzlich verfügen die Oldenburger über eine sehr starke und erfahrene Regionalliga-Mannschaft, die in Pascal Steinwender und Maik Lukowicz zwei sehr gefährliche Offensivleute besitzt.

Meppen hat am vergangenen Samstag den ersten Saisonsieg gefeiert. Wie groß war Ihre Erleichterung nach dem 1:0 gegen Aalen?

NeidhartDas war unheimlich wichtig, damit die Leichtigkeit nicht verloren geht. Wir haben schon in den vorherigen Spielen sehr gut gespielt, nur die Ergebnisse stimmten eben nicht.

Was hat sich in Meppen durch den Aufstieg in die 3. Liga verändert?

Neidhart Hier ist alles durch die Decke geschossen. Unser Zuschauerschnitt lag in der vergangenen Saison bei rund 7000, ich kann mich noch an Regionalliga-Heimspiele vor 800 Besuchern erinnern. Die Begeisterung der Leute ist riesig, im Sommer haben wir 3000 Trikots verkauft. Auch in der Infrastruktur hat sich enorm viel getan. Es wurden vier Millionen Euro in das Stadion investiert – es ist ein richtiges Schmuckkästchen geworden. Die 3. Liga ist mit den Absteigern Braunschweig und Kaiserslautern sportlich noch einmal schwieriger, aber auch attraktiver geworden. Es macht richtig Spaß.

Meppen hat mit der Rückkehr in den Profifußball das geschafft, wovon auch der VfB Oldenburg seit vielen Jahren träumt.

NeidhartIch bin überzeugt, dass ein Aufstieg in Oldenburg die gleiche Euphorie wie in Meppen auslösen würde. Oldenburg ist eine Fußball-Stadt. Momentan haben zwar Basketball und Handball die Nase vorn, aber das würde sich auf einen Schlag ändern, wenn der VfB in der 3. Liga spielt. Was dann auf einmal möglich ist, haben wir ja im vergangenen Jahr in Meppen erlebt. Nach einem Aufstieg würde sich auch etwas in Sachen Infrastruktur, Stichwort Stadion, tun. Vorher braucht man sich damit aber nicht beschäftigen, da passiert sowieso nichts.