Schortens - „Meine Jungs lachen nicht übereinander“, sagt Michael Toben und seine Augen funkeln verschmitzt. Er ist einer der zwei berufspädagogischen Anleiter der Jugendwerkstatt im Brauerweg in Schortens, die sich täglich um benachteiligte Jugendliche kümmern und sich für sie einsetzen.
Vor 33 Jahren gegründet
Die Jugendwerkstatt, die vor 33 Jahren gegründet wurde, setzt sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein, die es im Leben nicht ganz so leicht hatten und ansonsten ohne Alternative dastehen würden. Teilnehmen können arbeitslose junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben und im Landkreis Friesland wohnen.
„Wir wollen ihnen ein normales Leben ermöglichen und ihnen vor allem auch eine Tagesstruktur bieten, die viele von ihnen gar nicht kennen“, sagt Zieseniß, Projektleiter der Jugendwerkstatt. Die jungen Leute können sich in zwei verschiedenen Bereichen „austoben“: Holz und Metall sowie Gastronomie. Unter Anleitung von Jochen Eggers, der sich als „Fossil“ der Jugendwerkstatt bezeichnet, da er knapp 27 Jahre dabei ist, wird den jungen Leuten die Holzbearbeitung gezeigt.
Währenddessen duftet es nebenan schon nach Mittagessen. In der Lehrküche der Hauswirtschaft der Jugendwerkstatt bereiten die Teilnehmer unter Anleitung von Küchenmeister Michael Toben das Mittagessen für alle zu. Das lassen sich die jungen Hauswirtschafter später mit den Kollegen aus der Holzwerkstatt schmecken.
Vor knapp zehn Jahren hat die gemeinsame Volkshochschule der Landkreise Friesland und Wittmund die Trägerschaft übernommen. Unter dem Namen „Jugendwerkstatt Friesland-Nord“ werden 16 Plätze für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die vom Job-Center zugewiesen werden. Außerdem bietet die Jugendwerkstatt auch künftig vier Plätze für Schulverweigerer, die ihre Schulpflicht in der Jugendwerkstatt erfüllen können.
Sinnvolle Beschäftigung
Finanziert werden die Plätze vom Job-Center, vom Landkreis und mit Landesmitteln. Außerdem wird das Projekt von der N-Bank gefördert. Die Schüler kommen aus dem gesamten Kreis Friesland. In der Einrichtung holen sie in der Schule Versäumtes nach und werden fit gemacht, damit sie möglichst bald einen Ausbildungsplatz bekommen.
„Ziel ist es, ihnen eine sinnvolle Beschäftigung anzubieten“, sagt Tiemo Zieseniß, Projektleiter der Jugendwerkstatt Schortens. Wenn die Jugendlichen Probleme haben, ist jemand da, der ihnen zuhört und hilft.
„Die meisten jungen Leute wollen natürlich überhaupt nicht hier sein“, sagt Michael Toben. „Aber das dauert dann maximal drei Tage, bis sie sich darauf einlassen. Und wenn ihre Zeit in der Jugendwerkstatt vorbei ist, wollen die meisten überhaupt nicht mehr weg.“ Maximal ein Jahr können die jungen Erwachsenen in der Jugendwerkstatt arbeiten, erhalten dort eine individuelle Betreuung sowie Qualifizierung, Beratung und vor allem auch eine berufliche Orientierung.
Neben technischen oder beruflichen Fertigkeiten geht es in der Jugendwerkstatt auch um Dinge, die selbstverständlich sein sollten: Morgens rechtzeitig aufstehen und pünktlich bei der Arbeit erscheinen, den Alltag organisieren und strukturieren. Aber auch die sozialen Kompetenzen kommen nicht zu kurz.
Psychische Probleme
„Die psychischen Probleme haben heutzutage stark zugenommen. Wenn früher auf sechs Personen ein Teilnehmer mit einer psychischen Erkrankung in die Jugendwerkstatt kam, ist es jetzt eher andersrum. Die mentalen Einflüsse heutzutage sind enorm. Das macht es natürlich schwieriger“, erklärt Toben.
In der Jugendwerkstatt sind aber alle wie eine Familie und helfen und unterstützen sich sich gegenseitig bei ihren Problemen, wo sie nur können.