Pforzheim - „Traurige Sache.“ Peter Hagens Ratlosigkeit ist durch das Telefon zu hören. Der Zwei-Sterne-Gastronom des Restaurants „Ammolite“, Weggefährte und früherer Schüler von Spitzenkoch Harald Wohlfahrt (61), klingt fassungslos angesichts der juristischen Eskalation zwischen dem international bewunderten Wohlfahrt und dessen Arbeitgeber.

Wohlfahrt war vor das Arbeitsgericht Pforzheim gezogen, um seine Weiterbeschäftigung im Hotel „Traube Tonbach“ zu bewirken, zu dem die renommierte „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn gehört. Am Dienstagnachmittag einigten sich Wohlfahrt und die Hotelleitung. Das teilte das Arbeitsgericht Pforzheim mit. Die Einigung sei einvernehmlich, erklärte im Anschluss der Anwalt des Hotels „Traube Tonbach“. Wohlfahrt wird demnach jedoch nicht in die „Schwarzwaldstube“ zurückkehren.

Worum ging es? Wohlfahrts Weiterbeschäftigung als Küchenchef. Und das, obwohl ein eigentlich reibungsloser Stabwechsel im Sommer lange geplant und gut vorbereitet schien: Wohlfahrt wollte den Posten an seinen langjährigen Souschef Torsten Michel abgeben. Devise: „Sanfter Übergang“, hieß es noch im Mai. Stattdessen: Hausverbot für Wohlfahrt und Klage.

Wie es zu dem Bruch kam, ist der Branche einigermaßen rätselhaft. „Die jüngste Entwicklung hat alle überrascht“, heißt es aus Kreisen der Spitzengastronomie. Die „Traube Tonbach“ schwieg ebenfalls. „Wir haben alles versucht, um das Verfahren zu verhindern“, erklärt eine Sprecherin. Und es gehe auch darum, Herrn Wohlfahrt zu schützen.

Dieser sollte, so schrieb es ihm die Hotelleitung am 2. Juli, künftig als „Kulinarischer Direktor“ und nicht mehr als Küchenchef tätig sein. Ob das Wohlfahrt zu wenig war? Ob er das als Affront auffasste? Als Kränkung? Vom Hotel „Traube Tonbach“ gibt es dazu keine Stellungnahme. Ein Küchenchef sei im operativen Geschäft tätig, ein kulinarischer Direktor im repräsentativen Bereich. „Das ist so viel mehr, als nur Gäste begrüßen“, betont die Hotelsprecherin die Bedeutung des Postens. Dass es wenig später zum Hausverbot kam, dass man sich vor Gericht gegenüberstand, habe keiner gewollt.

Rund vier Jahrzehnte stand Wohlfahrt in der „Schwarzwaldstube“ am Herd und hatte dem Restaurant die vergangenen 25 Jahre in Folge jedes Jahr drei Michelin-Sterne erkocht – ein einsamer Rekord. Für das Gourmet-Lokal und Heiner Finkbeiner, Besitzer der Traube Tonbach, war Wohlfahrt Aushängeschild und Garant für enormen Erfolg. Zum 40-jährigen Bestehen der „Schwarzwaldstube“ war Wohlfahrt im vergangenen Jahr gebührend gefeiert worden.