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nordwest-zeitung

Tradition 7,7-l-Achtzylinder gegen ersten Serien-V12

Wolfram Nickel

Köln - Vor 90 Jahren kämpften rund 30 Prestigemarken aus sechs Ländern um die reichsten und mächtigsten Kunden, und die damals noch rivalisierenden deutschen Hersteller Maybach und Mercedes-Benz duellierten sich sogar gleich mit mehreren neuen Modellreihen der Superliga.

Während der im Oktober 1930 lancierte Mercedes-Benz 770 „Großer Mercedes“ (Baureihe W 07) mit neuem 7,7-Liter-Achtzylinder dem Werbeslogan „des stärksten Personenwagens Deutschlands“ gerecht werden wollte, protzten die kurz zuvor präsentierten Maybach-Zeppelin-Typen sogar mit dem ersten deutschen Serien-V12.

Vom Zeppelin abgeleitet

Konstrukteur Karl Maybach hatte den Zwölfzylinder von jenem Mammut-Motor abgeleitet, den er für die riesigen Transatlantik-Passagier-Luftschiffe der Zeppelin-Reederei entwickelt hatte. Mit einer Maximalleistung von 200 PS erreichte der Maybach das Niveau des Mercedes, der dafür einen Roots-Kompressor nutzte.

Zum Vergleich: Rivale Rolls-Royce begnügte sich damals im Phantom II noch mit einem Sechszylinder, der nur 120 PS entwickelte. Für diese Überlegenheit verlangten Maybach und Mercedes allerdings ein wahrlich königliches Honorar, so kostete der Mercedes 770 ähnlich viel wie eine feudale Villa in Berlin oder München. Exakt 41 000 Reichsmark wies die Rechnung für die von 1930 bis 1938 angebotene Mercedes 770 Pullman Limousine aus, während der für Durchschnittsverdiener ebenfalls unerschwingliche Mercedes 170 (W 15) noch für 4400 Reichsmark verkauft wurde. Der Maybach Zeppelin war mit Preisen von bis zu 48 000 Reichsmark noch teurer.

Heute unglaubliche 1680 Kilogramm Nutzlast vertrugen die 5,52 Meter langen Friedrichshafener V12-Limousinen, die so mit gewichtigen Lederfauteuils und feinsten Hölzern plus Gold- und Edelsteinauflagen aufgewertet werden konnten, wodurch sich der Preis nebenbei fast vervierfachte. Auch werksseitige Updates gehörten bei Mercedes und Maybach zum Kundenservice, etwa das 1938 eingeführte Siebengang-Schaltgetriebe für den Zeppelin DS 8.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendete zwar die Laufbahn der deutschen Luxusliga (der Mercedes 770 erlebte 1938 einen Modellwechsel durch die neue Serie W 150), ihren repräsentativen staatstragenden Aufgaben kamen die legendär langlebigen V8 und V12 aber in manchen Ländern bis in die 1950er Jahren nach.

Revival nicht geglückt

Es war ein kleiner Käuferkreis, aber nicht so klein wie bei vielen anderen europäischen und amerikanischen Luxusmarken, die in den 1930er Jahren untergingen. So konnte die Produktionsstatistik immerhin 117 Einheiten des Mercedes 770 vermelden und 183 Einheiten der Maybach-Zeppelin-Typen DS 7 und DS 8 (DS steht für Doppel-Sechs).

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Bau deutscher Repräsentationskarossen allein bei Mercedes, wie der Typ 300 Adenauer ab 1951 und der 1963 lancierte 600 Pullman zeigten. 2002 versuchten die Stuttgarter ein Revival der Marke Maybach mit eigenständigem ultraluxuriösem Limousinen-Programm, für das sich aber letztlich nicht genügend finanzkräftige Käufer begeisterten.

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