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Spieler-Streit, Trainer-Zoff, Abseits-Thema Werders Grenzgänger gehen über eigenes Limit

Bremen - Die Szene war symptomatisch. Als Bremens Niclas Füllkrug und Frankfurts Martin Hinteregger am späten Freitagabend eigentlich nur noch in die Kabine gehen mussten, kam es zu einem handfesten Streit. Beide Fußballer schickten sich „nette“ Worte hin und her, dann gab es einen Schubser, es brauchte mehrere Schlichter – alles festgehalten von den Kameras. „Es wurde ein bisschen hektisch. Emotionen gehören dazu“, sagte Frankfurts Trainer Adi Hütter zu der Szene – er hätte es auch über das ganze Spiel sagen können. Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt: Das war ein hitziges Duell, in dem Werder an einige (Abseits-) Grenzen und über das eigene Limit ging, um einen überraschenden 2:1-Sieg im Abstiegskampf zu feiern.

BUNDESLIGA GEGEN FRANKFURT Sargent und Gebre Selassie schießen Werder zum Sieg

Lars Blancke
Bremen

An der Abseitsgrenze

Wäre da nicht der heftige Zoff gewesen, wäre die Geschichte des Spiels eigentlich das Thema Abseits gewesen. Vier Tore schoss Werder, viermal griff der Videobeweis ein. Beim Stand von 0:1 gegen zunächst überlegene Gäste, die durch André Silva trafen (9. Minute), schoss Joshua Sargent vor der Pause das vermeintliche 1:1. Bei der Vorarbeit stand jedoch Milot Rashica im Abseits. Entscheidung: eindeutig. Beim tatsächlichen 1:1 durch Theodor Gebre Selassie (47.) hob der Assistent die Fahne. Erneut meldete sich der „Kölner Keller“. Entscheidung: eindeutig kein Abseits. Beim 2:1 von Sargent (62.) hob der Assistent nicht die Fahne. Werder jubelte, Frankfurt protestierte, der VAR griff ein. Entscheidung: kein Abseits, dieses Mal ganz und gar nicht eindeutig. Die Dazn-Kommentatoren sahen ein hauchdünnes Abseits, eindeutig belegen konnten die Bilder es nicht, sodass die Entscheidung stehen blieb. Werder schoss sogar das 3:1 durch Romano Schmid, auch dieses Mal hob der Assistent die Fahne. Videobeweis, Entscheidung eindeutig: knapp Abseits von Sargent bei der Vorarbeit.

An der Fairness-Grenze

Während Werder also das Spiel an der Abseitsgrenze gewann, wähnten sich beide Seiten an der Fairness-Grenze. „Man muss sich im Klaren sein, dass eine Spannung entsteht, wenn vorher Worte von Spielern untereinander gewählt werden“, erklärte Werder-Trainer Florian Kohfeldt. Was er meinte: Frankfurts Hinteregger hatte vor einigen Wochen ein Interview gegeben, in dem er sagte, er spiele besonders gerne gegen Spieler wie Bremens Davie Selke (der 90 Minuten auf der Bank saß), „weil ich weiß, ich bin besser, um ihm zu zeigen: Hey, was bist du eigentlich für einer?“ Die Stimmung war also schon aufgeladen, dann heizten die vielen knappen Abseitsentscheidungen sowie der Fakt, dass es vor Frankfurts Tor keine Ecke für die Hessen hätte geben dürfen, die Atmosphäre weiter auf. Kohfeldt redete permanent auf den Schiedsrichter und den Vierten Offiziellen ein, auch ansonsten machte Werder von der Tribüne aus (Betreuer und Reservisten) reichlich Stimmung. Das nervte die Eintracht so sehr, dass sie zum einen ihren Spielplan verlor und zum anderen immer frustrierter wurde. Folge waren mehrere Rudelbildungen, in denen die Spieler heftig aneinandergerieten, der Hinteregger-Füllkrug-Zoff und verbale Giftpfeile nach dem Spiel. „Das hatte mit Niveau nur wenig zu tun. Ich habe 75 Minuten mit Ruhe und Souveränität an der Seitenlinie gestanden, aber irgendwann platzt einem der Kragen. Ich habe mich geärgert über gewisse Dinge“, sagte Frankfurts Hütter. „Wir haben sehr entspannte Heimspiele gehabt. Da muss sich die Eintracht auch fragen, warum es nur bei ihnen so ist“, entgegnete Kohfeldt. „Es war einfach zu viel Gerede heute auf dem Platz und auch auf der Tribüne“, meinte Frankfurts Routinier Makoto Hasebe. „Eintracht spielt eine überragende Saison. Da muss man auch mal mit Anstand verlieren können“, konterte Kohfeldt.

Über der Leistungsgrenze

„Wir haben uns anstecken lassen und waren nicht auf dem Niveau, was wir zuletzt gezeigt haben“, fasste Hütter zusammen. Werders Plan ging nach schwachen ersten 25 Minuten voll auf. Kratzen, kämpfen, beißen – mit diesen Attributen wurden die Gastgeber immer besser und erspielten sich mehrere gute Torchancen. Weil Frankfurt nach verlorenen Zweikämpfen recht offen hinten stand, strahlte Werder mehr Torgefahr als zuletzt aus und gewann verdient gegen jenes Team, das zuvor elf Mal in Serie nicht unterlegen war. Werder stand defensiv gut, war im Mittelfeld giftig und im Angriff gefährlicher als zuletzt. Rashica und Sargent zeigten überdurchschnittlich gute Leistungen in der Offensive. „Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, wir waren heute über unserem Limit. Das brauchen wir auch gegen eine Top-Mannschaft der Liga“, sagte Kohfeldt. Mit diesem Auftritt an der Abseits- und über der Leistungsgrenze hat sich Werder einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegsgrenze erspielt.

Lars Blancke
Lars Blancke Sportredaktion
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