Emden - Im Schnitt waren im vergangenen Jahr 14 268 Menschen zwischen Emden, Leer und Wittmund ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote im Bezirk lag damit im Durchschnitt des gesamten Jahres bei 5,7 Prozent. Gar nicht so schlecht, findet die Agentur für Arbeit Emden-Leer in einer gerade veröffentlichten Jahresbilanz für 2022. Gar nicht so schlecht, weil man sich mit diesen Werten wieder unter dem Vorkrisen-Niveau von 2019 befindet. Vor Corona und Ukraine-Krieg lag die Erwerbslosenquote im Jahresdurchschnitt bei sechs Prozent, was angesichts deutlich schlechterer Jahre in Ostfriesland tatsächlich nicht so schlecht ist.
Viele offene Stellen
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Konfliktes haben gezeigt, wie widerstandsfähig der ostfriesische Arbeitsmarkt ist“, wiederholte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, Roland Dupák, seine Einschätzung, die er zuletzt in einem Interview mit unserer Zeitung vertreten hatte. Der Markt sei „dynamisch und weiter aufnahmefähig“. Entsprechend stabil zeigte sich im vergangenen Jahr die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften. Dem Arbeitgeber-Service der Agentur seien seit Anfang 2022 insgesamt 8493 neue Arbeitsstellen gemeldet worden. Im Vergleich waren das 440 Stellen oder 4,9 Prozent weniger als 2021. Der durchschnittliche Stellenbestand lag in 2022 bei 3241 – die Laufzeit von Stellen hat sich im Vergleich zum Vorjahr damit verlängert. Grund dafür sei der Mangel an Fachkräften in nahezu allen Branchen (wir berichteten).
Viele Flüchtlinge
Insgesamt hatte sich der Arbeitsmarkt der Region auch 2022 zweigleisig entwickelt. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zeichnete sich die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk durch saisonale Schwankungen und eine stärkere Konjunkturabhängigkeit aus. Im Dezember 2022 gab es in diesem Rechtskreis weniger Arbeitslose als noch zum gleichen Zeitpunkt vor Beginn der Pandemie 2019. Im Rechtskreis des SGB II (ehemals Hartz IV) liegt die Zahl der Arbeitslosen dagegen höher. Ein wesentlicher Grund: „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einer starken Fluchtbewegung, insbesondere von Frauen mit Kindern, nach Europa geführt“, erklärte Dupák. Seit Juni 2022 können geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer Leistungen nach dem SGB II erhalten. Im Agenturbezirk Emden-Leer wurden zum Stichtag Dezember 2022 2628 Personen aus der Ukraine im Rechtskreis SGB II betreut, davon waren 1423 arbeitslos gemeldet.
Zu wenig Fachkräfte
In seinem kurzen Ausblick auf das gerade angelaufene Jahr verweist der Agentur-Chef noch einmal auf das wohl größte Problem für 2023: den Fachkräftemangel. „Es wird zunehmend schwieriger, offene Arbeitsstellen mit Fachkräften zu besetzen. Die gezielte Qualifizierung von Beschäftigten oder die Fachkräfteeinwanderung aus dem Ausland liefern hier Lösungsansätze.“