Wilhelmshaven - Gut drei Jahre ist es her, dass sich Dieter Jahnich zum ersten Mal an die Redaktion der „Wilhelmshavener Zeitung“ gewandt hat. Er ist gehbehindert und würde gerne sorgenlos an Veranstaltungen im Pumpwerk teilnehmen können. „Ich kann nicht sehr lange stehen und bräuchte deshalb immer einen Sitzplatz“, sagt Dieter Jahnich. Da viele Veranstaltungen im Pumpwerk unbestuhlt oder ohne Sitzplatzvergabe sind, würde er sich gerne im Vorfeld jeweils einen Platz auf der Tribüne am Rand des Pumpwerk-Saals reservieren lassen.

Es gab immer wieder Fälle, in denen Dieter Jahnich keinen Sitzplatz bekam – obwohl er teils auf anraten der Ansprechpartner beim Pumpwerk schon sehr früh vor Veranstaltungsbeginn erschien. Nach der Berichterstattung im Jahr 2019 erhielt Dieter Jahnich eine E-Mail-Adresse, an die er sich bei derartigen Bitten wenden könne.

„Seit Beginn der Corona-Pandemie habe ich kein Konzert mehr besucht. Nun wollte ich mich wieder trauen, aber habe keine Antwort auf meine Nachfragen bekommen“, klagt Dieter Jahnich. Auch auf der Internetseite des Pumpwerks seien keine Informationen zu Barrierefreiheit oder Kontaktmöglichkeiten für Betroffene zu finden. „Vor drei Jahren wurde bereits Besserung versprochen, aber anscheinend ist nichts passiert“, sagt Dieter Jahnich.

Im Gespräch mit der WZ-Redaktion gibt Pumpwerk-Manager Reent Froehlich zu, dass derartige Informationen bislang nicht auf dem Internetauftritt aufzufinden gewesen sind. Das solle sich aber schnell ändern: „Wir werden die Texte auf unserer Homepage entsprechend anpassen und solche Dinge genauer anpreisen“, sagt Froehlich.

Grundsätzlich arbeite man schon lange daran, die Barrierefreiheit im Veranstaltungshaus zu optimieren. Doch das Pumpwerk ist bekanntlich in die Jahre gekommen. Zudem gilt seit 1976 Bestandsschutz – die baulichen Möglichkeiten sind begrenzt. Man befinde sich aber im regelmäßigen Austausch mit dem Behindertenbeirat und sei auch für Vorschläge von Besuchern stets offen.


Wie berichtet, liegen schon seit Jahren Konzepte für eine Modernisierung des Pumpwerks vor – die Corona-Pandemie verzögerte allerdings die Pläne. Und auch aktuelle Krisen sorgen dafür, dass das Pumpwerk derzeit allgemein niedrigere Priorität habe. Reent Fröhlich hat dafür Verständnis: „Viele Kommunen haben derzeit einen Investitionsstau. Wir versuchen mit den Gegebenheiten, die wir gerade haben, so gut es geht umzugehen“.

Froehlich betont, dass man sich bei konkreten Anfragen von Besuchern kümmern werde. Dazu sehe man sich als soziokulturelles Zentrum auch verpflichtet.

Indes würden Wilhelmshaven Touristik und Freizeit-Geschäftsführer Michael Diers und der Behindertenbeirat an entsprechenden Stellen weiterhin auf die bereitliegenden Umbaupläne und deren Dringlichkeit mit Blick auf Barrierefreiheit und Veranstaltungsplanung hinweisen.

Hendrik Suntken
Hendrik Suntken Lokalredaktion, Wilhelmshavener Zeitung