Varel - „Der Wind weht kräftig und die Windräder stehen still, das kann doch nicht sein“, dachte sich Oliver Schwarz. Der 14-jährige Schüler des Lothar-Meyer-Gymnasiums in Varel wunderte sich nicht lange über diese Vergeudung von Strom, sondern begann zu tüfteln. Er entwickelte einen „Ökostromretter“. Mit Erfolg: Er belegte beim Regionalentscheid des Wettbewerbs „Jugend forscht“ in Emden in der Sparte „Technik“ den ersten Platz und gewann zudem den „Sonderpreis Energiewende“.
Zu viel Strom produziert
„Ich dachte, dass die Windkraftanlagen bei starkem Wind abgeschaltet werden, um die empfindlichen Getriebe im Inneren zu schützen“, vermutete Oliver Schwarz. Sein Vater, der in einer Firma mit Schwerpunkt Windenergie arbeitet, erklärte ihm jedoch, dass die Anlagen oft nur deswegen abgeschaltet werden, weil viel mehr Strom eingespeist wird, als verbraucht oder gespeichert werden kann. Deswegen würden dann die Leitungen, die den Strom in andere Regionen transportieren, überlastet, und die Anlagen müssen reduziert oder abgeschaltet werden, was als „Einspeisemanagement“ (EinsMan) bezeichnet werde.
Beim Einspeisemanagement (EinsMan) werden Windenergieanlagen unter bestimmten Voraussetzungen bei Netzüberlastung vom Netzbetreiber heruntergeregelt oder abgeschaltet. Würden nun viele in der Region genau dann Strom verbrauchen, würde das dazu führen, dass weniger Windstrom abgeregelt werden müsste. Der verbrauchte Strom wäre dann Ökostrom, der vor der Abregelung gerettet wurde.
Der Ökostromretter schaltet den Stromverbraucher wie zum Beispiel eine Waschmaschine automatisch dann ein, wenn zu viel Strom produziert wird. Ein kleiner Computer reagiert, wenn die Windräder abgeschaltet werden und steuert einen Sender, der die Funksteckdose einschaltet.
Oliver Schwarz recherchierte im Netz und stellte fest, „dass die Verluste in den letzten Jahren immer größer geworden sind, und dass die EinsMan-Einsätze oft viele Stunden und Tage dauern“.
„Durch Einspeisemanagement verlieren die Windparks also viel Energie, indem sie diese nicht einspeisen können“, bedauert Oliver Schwarz, „dies ist ausgerechnet ökologisch erzeugte Energie, der für viele Menschen sogar noch wertvoller ist als der normale Strom“. Dem 14-Jährigen kam die Idee, diesen Verlust zu verringern oder zu verhindern, „indem man genau dann Strom verbraucht, wenn zu viel Windstrom da ist“.
Ökostromretter
„Wenn viele Menschen in einer Region Strom dann verbrauchen, wenn zu viel Windstrom produziert wird, werden die Anlagen vielleicht nur noch wenige Minuten abgeschaltet“, vermutet der Schüler, „der verbrauchte Strom ist dann Ökostrom, der vor der Abregelung gerettet wurde“. Deshalb nannte er sein Gerät „Ökostromretter“.
Er baute ein Gerät, das den Stromverbraucher wie eine Waschmaschine automatisch dann einschaltet, wenn gerade zu viel Strom produziert wird. Ein kleiner Computer reagiert, wenn die Windräder abgeschaltet werden und steuert einen Sender, der die Funksteckdose einschaltet.
Der Ökostromretter beweist auch bereits, dass er funktioniert: Martin Strack, der Vater von Oliver Schwarz, setzt den Ökostromretter zum Laden seines Elektroautos ein.
Mit seinem Erfolg beim Regionalentscheid hat sich Oliver Schwarz für den Landesentscheid im März qualifiziert und hofft, es mit seinem „Ökostromretter“ bis zum Bundesentscheid zu schaffen.
Lego-Roboter
Schon als Kind war der Vareler ein Tüftler, seine erste Bohrmaschine baute er als Kleinkind aus Duplo-Steinen, seinen ersten Lego-Roboter mit sieben Jahren. Die viele freie Zeit in der Corona-Krise hat der Neuntklässler genutzt, um mit seinem neuen Projekt einen Beitrag dafür zu leisten, dass Ökostrom gerettet wird.