Essen/Boizenburg - Danish Crown, 3400 Beschäftigte und 1,4 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland, strukturiert um: Wie berichtet, wird der seit 20 Jahren betriebene Zerlegebetrieb in Boizenburg (Mecklenburg/Vorpommern) mit 200 Beschäftigten stillgelegt. Auf den Standort Essen kommt deshalb mehr Arbeit zu, meint der dortige Betriebsleiter Andreas Rode, Vizepräsident bei Danish Crown.

Ein Teil der Aktivitäten wird in den nächsten sechs Monaten auf den Schlachthof in Essen verlagert. Seit 2010 ist Danish Crown dort Eigentümer. Es ist der einzige Schweineschlachthof des dänischen Konzerns, der daneben noch zwei Rinderschlachthöfe und drei Zerlegebetriebe betreibt. Im Moment ist der Betrieb in Essen mit 60 000 geschlachteten Tieren in der Woche der größte Schweineschlachthof Niedersachsens.

In Deutschland nehmen die Schweineschlachtzahlen rapide ab. 5,8 Prozent Minus waren es 2022; statt 1,1 Millionen Schlachtungen pro Woche wie vor fünf Jahren sind es nur noch gut 750 000. Spanien meldete ein Plus von 7,4 Prozent und löste Deutschland als Nr. 1 in Europa ab.

Per Laursen, Produktionsvorstand bei Danish Crown, führt auch die rückläufigen Schlachtzahlen und einen sinkenden Schweinefleischkonsum in Deutschland als Gründe für die Standort-Stilllegung in Boizenburg an, um auch die „Aktivitäten am deutschen Markt anzupassen“.

Die Produktion soll mehr auf die „agile Herstellung“ verlagert werden. Woche für Woche soll genau die Ware produziert werden, die nachgefragt wird. Schlachtung sowie Grobzerlegung werden daher künftig am Schlachthof des Konzerns in Essen gebündelt werden.

Spätestens seit Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im frühen Herbst 2020 ist die Schweineproduktion in Deutschland stark eingebrochen. In der Folge habe sich der deutsche Markt, so Per Laursen – „bis dahin europaweit einer der führenden beim Fleisch-Export“ – zunehmend auf die Versorgung des Inlandsmarkts konzentriert. Daraus zieht Danish Crown die Konsequenzen.

In der Szene wird seit Wochen darüber spekuliert, welcher Schlachthof als erster schließt. Die erheblichen Überkapazitäten müssen abgebaut werden. Allein im Oldenburger Münsterland gibt es sieben Mammut-Schweineschlachtereien. Zusammen mit Weidemark in Sögel – gehört Tönnies – werden hier wöchentlich nur noch 240 000 Schweine geschlachtet. Vor wenigen Jahren waren es noch 120 000 mehr.