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Kriminalität Wie falsche Polizisten betrügen

Antonia Hofmann

Düsseldorf - Ein Anruf, warnende Worte – und ein vermeintliches Hilfsangebot: Die Masche von sogenannten falschen Polizisten funktioniert meist nach demselben Prinzip. Ihr Ziel: Geld und Wertgegenstände. Die Täter agieren dabei deutschlandweit, wie es beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden heißt.

Allein in Nordrhein-Westfalen wurden von Januar bis März mindestens knapp 1200 Fälle gemeldet – fast doppelt so viele wie in den drei Monaten zuvor. Das Landeskriminalamt (LKA) geht bei diesen Delikten zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

Wie schon beim „Enkeltrick“ werden ältere Menschen als potenzielle Opfer ausgewählt. „Die Täter suchen im Telefonbuch nach Namen, die auf ein hohes Alter schließen lassen“, erklärt LKA-Sprecher Mario Lorenz. Sie würden dann zum Beispiel behaupten, der Angerufene stehe auf einer Einbruchsliste von Kriminellen. Ein Kollege werde kommen und Wertgegenstände zur sicheren Verwahrung abholen. Eine andere Masche: Auf dem Konto des Opfers liege angeblich Falschgeld, das überprüft werden müsse.

Senioren seien nicht mehr so wehrhaft und kritisch – und zudem oft froh über den Kontakt, meint Ralf Stetza, ehrenamtlicher Seniorensicherheitsberater in Solingen und ehemaliger Polizist. Aber nicht nur „einfache Menschen“ würden zu Opfern, sagt er – sondern auch beispielsweise Juristen.

Enorme Schadenssumme

Auch in anderen Bundesländern schießen die Deliktzahlen in die Höhe: In Baden-Württemberg weiß das LKA von mehr als 1000 Fällen bis Ende August – im gesamten vergangenen Jahr waren es 225. Ähnlich sieht es in Rheinland-Pfalz aus: Schon bis September zählten die Beamten dort doppelt so viele Fälle wie im ganzen Vorjahr. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Betrugsmasche laut LKA nach dem „Enkeltrick“ die zweithäufigste Form von Trickstraftaten.

Zwar haben die Täter selten Erfolg, die Schadensumme ist teilweise jedoch enorm. Der Polizei in Münster zum Beispiel wurden seit Anfang September 100 Anrufe von falschen Polizisten gemeldet, nur bei sechs kam es zur Übergabe von Wertgegenständen, Schmuck oder Geld – insgesamt jedoch im Wert von mehreren 100 000 Euro. Die Schadenssumme in ganz NRW geht laut LKA in die Millionen. Die größte Beute in einem Einzelfall lag dort bisher bei über 520 000 Euro.

Menschen, die bereits Opfer eines Telefonbetrugs geworden sind, können laut BKA von den Tätern noch einmal ins Visier genommen werden. Falsche Polizisten oder Staatsanwälte würden anrufen und behaupten, dass sich die Menschen durch die Erstzahlung strafbar gemacht hätten und ein angeblich eingeleitetes Ermittlungsverfahren nur gegen eine weitere Zahlung schnell und unkompliziert abwendbar sei. Die Opfer würden oft noch lange massiv unter Druck gesetzt.

Jürgen Waniek vom Kölner Kriminalkommissariat für Prävention und Opferschutz berichtet von besonders dreisten Taten, bei denen falsche Polizisten ihre Opfer vor vermeintlichen Polizisten warnten – tatsächlich handelte es sich aber um die echten Beamten.

Selbst 110 anrufen

Besonders tückisch: Auf dem Telefon-Display erscheint oft die „110“ oder die Nummer von anderen Behörden wie dem BKA, was den Anrufer glaubwürdiger erscheinen lässt. Die Betrüger würden tatsächlich aber aus Call-Centern vor allem aus der Türkei anrufen, in Deutschland hätten sie Komplizen, sagt Lorenz. „Danach ist es schwierig, den tatsächlichen Anschluss rauszufinden.“

Besonders wichtig ist die Prävention – die Polizei warnt mittlerweile auf vielen Wegen. Im Kreis Neuss hängen seit einigen Wochen Plakate in Wartezimmern von Arztpraxen. Die Polizei würde niemals am Telefon zur Auskunft über Vermögensverhältnisse oder die Aufbewahrung von Wertsachen auffordern, heißt es darauf. „Rufen Sie im Verdachtsfall selbst die 110 an!“

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