Wildeshausen - Für die einen ist sie schlicht bequem, für die anderen ein verpöntes Kleidungsstück: die Jogginghose. Nicht erst seit den Corona-Lockdowns, als mancher sie erstmals zu seriösen Anlässen wie im Homeoffice überzog, ist sie zu einem elementaren Bestandteil vieler Kleiderschränke geworden. Auch in Wildeshausen? Eine Spurensuche anlässlich des „Internationalen Jogginghosentags“ am Samstag, 21. Januar.
In Textilgeschäften in der Innenstadt sucht man den klassischen Schlabberlook häufig vergeblich. Manche Läden führen keine Jogginghosen. Andere wie der „Trendstore“ verkaufen „eher gemütliche Schlupfhosen“, wie eine Mitarbeiterin sagt. Im vergangenen Jahr sei die Jogginghose „sehr angesagt“ gewesen. Ihre Merkmale würden übernommen, etwa der Gummibund oder das Material, nur etwas dünner und feiner. Solche abgewandelten Jogginghosen seien „absolut alltagstauglich“.
Gemütlich ist Trend
Bei „Tredy“ gibt es zurzeit nur ein eher modisches Modell. Dieses würde aber oft gekauft, sagt eine Mitarbeiterin. Heike Ritter von „Ernsting’s Family“ vermutet, dass hohe Absatzzahlen im Januar auch mit sportlichen Vorsätzen zusammenhängen. Bei „Young Fashion And More“ geht eine Mitarbeiterin indes davon aus, dass Jogginghosen hier eher für den Alltag gekauft würden: „Sport machen hier nicht viele.“ Viele Schlabberhosen verkauft laut einer Mitarbeiterin der Discounter „Kik“. „Viele tragen sie auch in der Schule. Mein Sohn trägt nur Jogginghose in der Schule – ist halt bequemer.“ Eine Kollegin ergänzt: „Meiner will das auch, aber ich sag ihm: ‚Zieh eine Jeans an, das sieht besser aus.’“
Verboten sind Jogginghosen an öffentlichen Schulen nicht. Eher vage steht im Niedersächsischen Schulgesetz, dass Schüler „durch ihr Verhalten oder ihre Kleidung die Kommunikation mit den Beteiligten des Schullebens nicht in besonderer Weise erschweren“ sollen. Am Wildeshauser Gymnasium ist der Schlabberlook „kein Gesprächsthema“, so Leiter Andreas Langen. Schüler kämen eher in Jeans. Eine Sprecherin der BBS teilt mit: „Es gibt keine Kleiderordnung an unserer Schule, jeder kann anziehen, was er will.“
Mancherorts ist die Jogginghose dagegen Tabu, so im Nachtclub „5 Elements“. Auf der Webseite heißt es: „Personen in Jogging- und Sportanzügen (…) erhalten keinen Einlass!“ Zu den Hintergründen möchte sich eine Sprecherin auf Nachfrage nicht äußern.
Unter Golfern verpönt
Eher ungern sieht man das lässige Outfit beim Golfclub Wildeshauser Geest. Laut Kleideretikette auf der Website soll die Kleidung „angemessen sein (Spaghettiträger, Jogginghose oder Boxer Short sind unpassend)“. Wobei Schriftführerin Ulla Behnke-Eylers auf Nachfrage betont, dass „Etikette nicht gleich Kleiderordnung“, also Vorschrift sei. „Golf war ursprünglich ein relativ elitärer Sport, inzwischen ist er zum Volkssport geworden.“ Die Mode sei vielfältiger, die Jogginghose aber weiterhin verpönt: „Ich glaube kaum, dass sich damit jemand auf den Platz trauen würde.“
In Bankfilialen würden derweil auch Kunden im Schlabberlook bedient, heißt es. Etwas gelockert hat sich zudem die Etikette der Beschäftigten: „Krawatte zu tragen, was früher in der Bank erwartet wurde, ist bei uns schon länger keine Pflicht mehr, mittlerweile trägt keiner mehr eine“, sagt Carsten Westdörp von der VR Bank. „Eine Anzughose muss auch nicht mehr sein. Chinohosen sind erlaubt, klassische Jeans sind nicht erwünscht.“
Ähnlich sieht es bei der LzO aus: Die Beschäftigten dürften ihre Kleidung „seit Jahren“ individuell auswählen, sagt Pressesprecher Andreas Renken. Dennoch gilt: „Auch wenn eine Jogginghose bequem und modern sein mag, gehört sie nach unserem Verständnis nicht zu einer angemessenen Businesskleidung – selbst am Internationalen Jogginghosentag nicht.“