Ganderkesee - „Ich bin immer begeistert, wenn ich Menschen helfen und Menschen unterstützen kann“, sagt die 31-jährige Jacqueline Piero. Nicht nur beruflich hilft sie Menschen, sondern auch in ihrer Freizeit ist sie vor Ort, wenn Menschen Hilfe benötigen.

Jacqueline Piero ist in Delmenhorst zusammen mit ihrer Schwester Fabienne aufgewachsen. „Meine Schwester ist genau drei Jahre und eine Stunde jünger“, sagt „Jacky“, wie sie von ihrer Familie und Freunden gerne genannt wird. Dass beide am selben Tag Geburtstag haben, war zumindest die ersten Jahre über kein Problem. „Wir haben wir zusammen gefeiert. Etwas schwieriger wurde es, als jeder von uns seinen eigenen Freundeskreis hatte“, erzählt Jacky. Schon früh begann sie mit dem Schwimmen und war aktiv im Delmenhorster Schwimmverein. Ihre Trainer hatten sie schon für Schwimmwettbewerbe gemeldet, als sie mit ihrem Skateboard stürzte. Die Folge war ein komplizierter Armbruch. Nicht zuletzt auch dadurch war ihre Karriere als Schwimmerin beendet, ehe sie begonnen hatte.

Nach ihrer Konfirmation blieb sie der Kirchengemeinde treu. Mit großer Leidenschaft betreute sie die Konfirmanden zum Beispiel bei den Fahrten. Schon in jungen Jahren machte es ihr viel Spaß, etwas mit anderen Menschen zu unternehmen und sich dabei um sie zu kümmern.

Im Alter von 15 Jahren lernte Jacky ihren ersten Freund kennen und dieser kam aus Ganderkesee. Da er ein aktiver Feuerwehrmann war, war das Thema „Feuerwehr“ allgegenwärtig. Nicht gelangweilt, sondern im Gegenteil, mit großem Interesse, hörte sie zu. „Das hat mich sehr interessiert und so bin ich mit 18 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr Ganderkesee beigetreten.“ Schmunzelnd erinnert Jacky sich an ihren ersten Einsatz, der kein Einsatz für sie wurde, weil man sie schlicht vergessen hatte.

„Ich saß hinten im Auto und wartete auf den Befehl ,Absitzen’, denn ohne dieses Kommando des Gruppenführers dürfen die Insassen das Fahrzeug nicht verlassen. Da ,Absitzen’ nicht kam, saß ich noch im Auto, als der Gruppenführer von dem eher kleinen Einsatz zurückkehrte.“ Gehörte dieser Einsatz eher zur Kategorie „harmlos“, so geht es oft anders zur Sache.

Ebenfalls einer ihrer ersten Einsätze war ein Verkehrsunfall, bei dem ein Mensch sein Leben verlor. „Das geht nicht spurlos an einem vorbei und man denkt noch länger darüber nach. Es tut gut, sich dann mit Kameraden auszutauschen.“ Für Jacky ist die Feuerwehr wie eine kleine Familie, wo sich jeder auf jeden verlassen kann. Seit 2012 ist Jacqueline Piero stellvertretende Kinderfeuerwehrwartin und seit 2019 ist sie die erste Frau innerhalb der Ganderkeseer Feuerwehr, die zur Gruppenführerin (Brandbekämpfung) gewählt wurde.

Beruflich lief es bei ihr allerdings nicht so glatt. Hier hatte sie immer ein Ziel, sie wollte Heilerziehungspflegerin werden. Schon früh machte sie Praktika in Einrichtungen mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Da sie handwerklich sehr begabt ist, machte sie auch ein Praktikum als Tischlerin. Ihr Ziel war es, ihre Fähigkeiten bei den Delme-Werkstätten einzusetzen. Doch es sollte anders kommen.

Während sie die Berufsschule (BBS II) besuchte, trennten sich ihre Eltern. Die Kosten, die eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin mit sich gebracht hätte, wollte sie ihren Eltern nicht zumuten. So machte sie im Sanitätshaus Heide eine Ausbildung zur Orthopädietechnikerin und Bandagistin. In der Werkstatt fertigte und reparierte sie medizinische Hilfsmittel.

Es machte ihr großen Spaß, sich einerseits handwerklich zu betätigen und andererseits Menschen damit helfen zu können. Auch nach ihrer Ausbildung blieb sie im Sanitätshaus Heide, bevor sie 2018 noch in einem anderen Sanitätshaus weitere praktische Erfahrung sammeln wollte.

Gerne wäre sie bei GanderMed, dem Sanitätshaus in ihrer neuen Heimat Ganderkesee angefangen. Leider gab es hier zu der Zeit keine freie Stelle. Jacky wechselte zu einem Sanitätshaus für Kinderorthopädie in Oldenburg. Nach einem Dreivierteljahr wurde ihr die tägliche Fahrstrecke etwas zu weit. Sie spielte gerade mit dem Gedanken, es noch einmal bei GanderMed zu versuchen. Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. Am anderen Ende war Michaela Cordes, die Inhaberin von GanderMed. Sie fragte, ob sie nicht eine freigewordene Stelle besetzen möchte. Natürlich wollte Jacky – und hat diesen Schritt bisher keine Sekunde lang bereut.

Nicht nur beruflich läuft alles nach Plan, sondern auch im privaten Bereich. Seit 2017 ist sie mit ihrem Feuerwehrkameraden Jörg Meyer liiert und beide haben sich 2019 ihr Eigenheim gebaut. Neben dem großen gemeinsamen Hobby Feuerwehr verbindet den beiden die Liebe zum Garten. Auf den Tisch kommt bei den beiden Gemüse oder auch Marmelade aus eigener Ernte. Ein weiteres Hobby von ihr ist Nähen – gerne auch für Familie und Freundinnen. „Es ist doch schön, zu sehen, wie man Menschen glücklich machen kann, wie bei der Feuerwehr“, sagt Jacky und lächelt.