Mainz - Die Leiche der 18-jährigen Lolita lag jahrelang unentdeckt auf einer inzwischen stillgelegten Müllkippe. Das Mädchen galt als vermisst, die Polizei konnte ihr Verschwinden nicht aufklären – bis die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ über ihren Fall berichtete. Dort kam der entscheidende Hinweis: Unter 76 Anrufen war der eines Mannes, der ihrem Ex-Freund beim Verscharren der Leiche geholfen hatte. Nach 29 Jahren war der Täter ermittelt und die Leiche gefunden. Der Fall ist einer von mehr als 1800 Kriminalverbrechen, die mit Hilfe von „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gelöst wurden. Am 20. Oktober wird die Sendung 50 Jahre alt.

Sobald es im ZDF um 20.15 Uhr heißt „die Kriminalpolizei bittet um Mithilfe“, geht die deutsche Nation gemeinsam auf Verbrecherjagd. Einmal im Monat werden rund fünf Millionen Fernsehzuschauer zu Ermittlern. Dies ist für die Beamten oft die letzte Chance. Denn wenn der Fall in der Sendung auftaucht, haben die Fahnder fast alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Sie wissen nicht weiter – womöglich aber die XY-Zuschauer. Sie sollen unbekannte Opfer identifizieren oder flüchtige Täter aufspüren.

Seit der Erstausstrahlung von „Aktenzeichen XY... ungelöst“ am 20. Oktober 1967 gehört die Sendung zur polizeilichen Öffentlichkeitsfahndung in Deutschland. Von insgesamt rund 4500 Fällen hat die Sendung in 50 Jahren mitgeholfen, rund 2300 Täter zu fassen. Die hohe Aufklärungsquote von etwa 40 Prozent habe die Sendung vor allem ihren Zuschauern zu verdanken, sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut: „Viele Zuschauer führen zu vielen Hinweisen, viele Hinweise zu vielen Fahndungserfolgen.“

Die Sendung sei vor 50 Jahren eine „Weltneuheit“ gewesen, die die Verfolgung von Straftaten revolutionierte, sagt Bundesinnenminister Thomas de Mazière (CDU). Heute läuft sie unter dem Label „Reality-TV“. „Aktenzeichen XY... ungelöst“ zeigt kurze Filme, in denen Laiendarsteller die Verbrechen nachstellen.

Im Münchener Studio spricht Moderator Rudi Cerne live mit den Kriminalbeamten über Details zum Täter oder der Tatwaffe. Geprägt hat die Sendung vor allem ein Mann mit großer Brille und ordentlich zurückgekämmten schwarzen Haaren. Eduard Zimmermann (1929-2009) hat „Aktenzeichen XY... ungelöst“ erfunden, produziert und 30 Jahre lang moderiert.