Hamburg - Christian Titz lächelte immer wieder, die Vorfreude auf seinen Einstand sprudelte förmlich aus ihm heraus, er hatte sogar einen kessen Spruch auf den Lippen – doch der Neue beim Hamburger SV kann auch anders. Um die wohl allerletzte Chance des abgestürzten Fußball-Clubs auf den Klassenerhalt zu wahren, greift der 46-Jährige vor seinem Bundesliga-Debüt durch. „Es wird Veränderungen in der Startaufstellung geben“, sagte Titz mit Blick auf die richtungweisende Partie am Samstag gegen Hertha BSC (15.30 Uhr): „Wir wollen einen Mix aus jungen und erfahrenen Spielern herstellen.“

Am Freitag wird er nach dem Abschlusstraining also einige vermeintliche Stars rasieren. Wen es trifft, ließ der nach Markus Gisdol und Bernd Hollerbach schon dritte HSV-Trainer der Saison am Donnerstag noch offen. 33 (!) Akteure ließ Titz in den vergangenen Tagen vorspielen, mit dabei waren auch fünf Spieler aus der erfolgreichen Regionalliga-Mannschaft des Vereins, die er bis zum Wochenbeginn noch trainiert hatte und die als Tabellenführer dem SSV Jeddeloh und vor allem dem VfB Oldenburg weit enteilt ist. Diese hat er jedoch am Donnerstag wieder zurückgestuft und ihnen gesagt, dass sie am Wochenende wieder mit der U 21 und U 19 spielen sollen.

„Wir wollten den Konkurrenzkampf erhöhen, andere Typen reinbringen, auch für die Kommunikation in der Kabine“, sagte Titz, der am Samstag auf der Bank von Interims-Sportchef Thomas von Heesen unterstützt wird: „Es hat dazu geführt, dass sich die Spieler voll reingehängt haben.“

Alles andere wäre auch fatal: Nach 13 Spielen ohne Sieg beträgt der Rückstand des HSV auf den Relegationsplatz sieben Punkte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Titz als erster Trainer mit dem HSV absteigt, ist hoch. Doch diesen Druck blendet er aus.

Titz geht mit „einem guten Gefühl“ ins Spiel gegen Hertha. Die „alte Dame“ kommt zum Einstand gerade recht. Seit vier Spielen warten die Hauptstädter auf einen Torerfolg – und sind damit zur Zeit als einziges Team in der Liga noch ungefährlicher als der HSV, der seit 289 Minuten auf ein Tor wartet und mit 18 Treffern die mit Abstand schwächste Offensive stellt.

Und so sieht sich Titz vor allem als Seelsorger für die zuletzt geschlossene Abteilung Attacke gefordert. Er pickte sich unter der Woche immer wieder einzelne Spieler heraus und führte intensive Einzelgespräche. Besonders von Bobby Wood, Torjäger a.D., erhofft er sich neue Impulse. Seit dem zweiten Spieltag hat der Mittelstürmer nicht mehr getroffen.