Oldenburg - Eigentlich störten nur zwei Dinge am ersten Auftritt der Bremer in Wolfsburg. Der unnötige Ausgleich kurz vor Schluss und das für meine Begriffe unverschämte, unverhältnismäßige und rechtswidrige Verhalten der Polizei. Letzteres, bei dem Werder-Fans eingekesselt, durchsucht und die Personalien festgehalten wurden, wird oder besser muss zwingend eine Aufarbeitung erfahren.

Für den Fußball eine Katastrophe. Er steht so oder so schon stark in der Kritik und bringt damit mehr und mehr Fans gegen sich auf. Wohlgemerkt, die Bremer und auch die Wolfsburger Vereinsführungen haben sich tadellos verhalten und den Vorgang auch scharf kritisiert. Es bleibt zu hoffen, dass seitens der Polizei so etwas nicht mehr vorkommt, auch wenn mir der Glaube daran fehlt.

Zurück zum Sportlichen: Man weiß ja oft nicht, wie denn so ein erster Spieltag verläuft, welche Form Spieler und Mannschaft haben – erst recht nicht, wenn man aufgestiegen ist. Werder war von Anfang an nicht nur dabei, sondern auch überzeugend mittendrin.

Rolf Fuhrmann, TV-Journalist aus Aurich und langjähriger Kult-Reporter beim Bezahlsender Sky, bezieht für diese Zeitung regelmäßig Stellung zu aktuellen Themen des Fußballs.

Rolf Fuhrmann, TV-Journalist aus Aurich und langjähriger Kult-Reporter beim Bezahlsender Sky, bezieht für diese Zeitung regelmäßig Stellung zu aktuellen Themen des Fußballs.

Eine erste Halbzeit, die ich so gegen doch einen vom Kader her starken Gegner nicht unbedingt erwartet hätte. Ich bin sehr positiv überrascht. Und mit etwas mehr Glück und Konsequenz hätte Werder da schon fast alles klar machen können. Insbesondere Zugang Jens Stage und Leonardo Bittencourt nutzten im Mittelfeld die Spielräume, die ihnen die Wolfsburger anboten, hervorragend und sorgten für Offensivpower. Stage leitete den Ausgleich zum 1:1 ein und gab die mustergültige Flanke für Bittencourts Kopfball zur zwischenzeitlichen Führung. Bittencourt und Kopfballtor? Konnte ich erst gar nicht glauben. So lang ist er ja nun auch nicht. Eigentlich, so dachte ich bis zehn Minuten vor Schluss, müsste es doch gleich mal für drei Auswärtspunkte zum Start reichen.

Etwas ärgerlich, dass dann doch noch nach einer Ecke das 2:2 durch Guilavogui fiel. Man muss aber auch zugestehen, dass Nico Kovac in seinem ersten Match als Wolfsburger Trainer seine Mannschaft in Halbzeit zwei besser um- und eingestellt hatte. Dass Werders Trainer Ole Werner nicht nur einen Plan hat, sondern auch in der ersten Liga bestehen kann, stand für mich nie in Frage. Er könnte tatsächlich die Erfolgsreihe nach Otto Rehhagel und Thomas Schaaf fortsetzen. Kompetent, sachlich, unaufgeregt und zielstrebig – das passt doch schon immer in Bremen.

Ich hoffe nur, dass Werder von schweren Verletzungen und Ausfällen weitestgehend verschont bleibt. Gegen starke Stuttgarter bin ich optimistisch und setze auf eine wie so oft großartige Fanunterstützung am Osterdeich, erst recht, da viele das Spiel in Wolfsburg durch die skandalösen Polizeimaßnahmen nicht vor Ort verfolgen konnten und nach Bremen zurückfuhren. Ich bin nun gespannt auf die Banner, Plakate und Gesänge im Weserstadion. Aber bitte mit Mut und ohne Ärger!