Vom Dorfkicker zum Profifußballer: Luca Prasse hat das geschafft, wovon viele junge Spieler träumen. Im Interview spricht der 18-Jährige unter anderem über die ersten Tage nach seiner Vertragsunterzeichnung beim SV Meppen, kleine Zweifel in der Vergangenheit und eine Sache, die er beim Fußballspielen nie verloren hat.

Luca, Glückwunsch zur Vertragsunterzeichnung. Die letzten Tage waren sicherlich überwältigend für Dich. Viele Zeitungen haben über Deinen Erfolg berichtet. Hast Du den Trubel um Deine Person gut verdaut? Dir haben bestimmt einige Leute geschrieben…

Luca PrasseDanke. Ja, es war echt viel los. Mein Handy hat, glaube ich, im Minutentakt geklingelt (lacht). Aber es ist ein schönes Gefühl, jetzt unterschrieben zu haben.

Bis dahin war es ein weiter Weg. Du kommst aus einem kleinen Dorf, hast bei Concordia Suurhusen mit dem Fußballspielen begonnen. Hast Du als kleiner Junge damit gerechnet, dass Du einmal Profifußballer wirst?

PrasseGerechnet habe ich damit nicht, aber ich habe es gehofft. Mein Vater hat auch in Suurhusen gespielt und war dort lange mein Trainer. Aber auch auf meinem weiteren Weg haben mich meine Eltern immer unterstützt.

Von Suurhusen ging es für Dich weiter in die C-Jugend des BSV Kickers Emden. Dort hast du ein Jahr lang unter Frank Korte gespielt. Wie ist dann der Kontakt zum Jugendleistungszentrum in Meppen entstanden?

PrasseIrgendwann haben Simon Hoffmann, der mit mir für Kickers gespielt hat, und ich einen Anruf bekommen. Wir wurden zum Training in Meppen eingeladen. Dann wurde uns mitgeteilt, dass die uns gerne haben möchten.

Du warst nach deinem Transfer von Kickers Emden erst 14 Jahre alt. Wie bist Du immer zum Training gekommen?

PrasseSimon und ich sind zusammen mit dem Zug gefahren.

Wie hast Du damals Schule und Freunde mit dem Fußball unter einen Hut bekommen?

PrasseDas hat immer alles gepasst. Die Schule ging ja nicht so lange, danach hatte ich noch genügend Zeit für Training und meine Freunde. Außerdem habe ich in Meppen auch viele Freunde gefunden. Damals hatten wir nur dreimal wöchentlich Training und ein Spiel am Wochenende.

Und wie viele Trainingseinheiten stehen für Dich in Zukunft auf dem Programm?

PrasseJetzt habe ich eigentlich nur noch einen freien Tag in der Woche. An den anderen Tagen wird trainiert, manchmal auch doppelt.

Doppelt?

PrasseGenau. In der ersten Trainingseinheit geht es viel ums Technische und die Schnellkraft. In der zweiten Einheit wird dann mit Ball trainiert.

Und welche gefällt Dir besser?

PrasseDie zweite natürlich (lacht).

Wenn du also an fünf Tagen nach Meppen fährst, sitzt Du circa 10 Stunden in der Woche im Zug. Wie kriegst Du die Zeit rum?

PrasseJa (lacht), ich bin schon echt viel mit dem Zug unterwegs. Ich bekomme die Zeit aber ganz gut rum. Meistens höre ich Musik oder gucke Videos auf YouTube.

Jetzt bist Du Profi-Fußballer, also Berufsspieler. Wie fühlt es sich an, künftig mit seiner Leidenschaft auch Geld verdienen zu können?

PrasseEs ist noch schwer zu glauben. Ich habe nun eine volle Woche mittrainiert, so langsam wird es zur Realität.

Gab es in der Vergangenheit auch Momente, in denen Du an Dir gezweifelt hast?

PrasseKleine Zweifel sind schon aufgekommen. Gerade zwischen der U16 und U17 hatte ich das Gefühl, nicht mehr so der Führungsspieler zu sein. Danach lief es aber wieder besser.

Stefan Krämer, Cheftrainer des SV Meppen, sagte bereits, dass Du schon in der Rückrunde eine Rolle in der Herrenmannschaft spielen könntest. Rechnest Du Dir Einsatzzeiten in der 3. Liga aus?

PrasseJa, ich hoffe darauf, wenn es für das ganze Team gut läuft, dass ich dann auch meine Einsatzzeiten bekomme.

Warst Du überrascht davon, dass Dir nun schon ein Profivertrag bei der Herrenmannschaft bis Mitte 2025 angeboten wurde, oder hast Du damit gerechnet?

PrasseIch hatte fast einen Monat mittrainiert, da wurden ja auch mit mir gesprochen. Der Trainer hat mir gesagt, dass er das schon als nächsten Schritt sehen würde. Deswegen habe ich auch ein bisschen damit gerechnet.

Spielst Du trotzdem weiter für das Bundesligateam der A-Jugend?

PrasseDas wird von Woche zu Woche unterschiedlich sein. Wenn es für mich dann mal nicht für einen Kaderplatz im Herrenteam reicht, kann ich in der A-Jugend mitspielen.

Daniel Franziskus hatte mit Dir ein Foto nach deiner Vertragsunterzeichnung beim SV Meppen in den sozialen Medien gepostet. In welchem Verhältnis steht ihr?

PrasseWir sind über meinen Berater zusammengekommen. Daniel war früher Profi und steht mir mit Tipps und Ratschlägen zur Seite.

Und Dein Berater, was macht der eigentlich?

PrasseDer macht echt viel. Er kümmert sich um Verhandlungen und führt Gespräche mit anderen Vereinen. Das passiert alles in Absprache mit mir gemeinsam.

Luca, seit unserem Gesprächsbeginn hast Du ein sympathisches Lächeln im Gesicht und bist trotz Deines jungen Alters sehr selbstreflektiert. Hast Du vielleicht für alle jungen Spieler da draußen, die auch einen großen Traum vom Profifußball haben, einen Ratschlag?

Prasse: Es ist wichtig, sich selbst nie unter Druck zu setzen und den Spaß am Spielen nicht zu verlieren. Traut euch was zu und seid mutig.

Carmen Böhling
Carmen Böhling Emder Zeitung