Los Angeles - Harvey Weinstein hatte alles. Seit Jahrzehnten war der Filmproduzent in Hollywood äußerst erfolgreich. Neben seiner Frau und berühmten Schauspielerinnen strahlte er auf dem roten Teppich, seine Filme gewannen reihenweise Oscars. Nun steht der 65-Jährige vor den Trümmern seines Lebens und seiner Karriere. Seine Produktionsfirma feuerte ihn, die Ehefrau packte ihre Koffer – und von der Oscar-Akademie wurde Weinstein am Samstag ausgeschlossen.
Er verdiene nicht den Respekt seiner Kollegen, hieß es zur Begründung in einer Mitteilung der Institution. Deutlich mehr als die benötigten zwei Drittel der Mitglieder hatten sich für den Rauswurf ausgesprochen.
Über Weinstein bricht eine Welle von Vorwürfen der sexuellen Belästigung und sogar der Vergewaltigung herein. Mittlerweile sind es Medienberichten zufolge fünf Frauen, die den Produzenten der Vergewaltigung beschuldigen. Andere berichten von Belästigungen, Grapschereien, Drohungen. Gerüchte gab es wohl schon seit Jahren in Hollywood. Viele der Opfer – und Mitwisser – sagen, sie hätten bislang aus Furcht geschwiegen, auch um ihre Karrieren.
Angst vor dem Ruin
„Ich habe Angst, dass Harvey mein Leben ruiniert, wenn er rausfindet, wer ich bin“, sagte ein Ex-Mitarbeiter dem Magazin „New Yorker“, das viele der Vorwürfe ans Licht brachte. Nicht wenige arbeiteten auch nach solchen Vorfällen weiter mit Weinstein zusammen.
Zahlreiche Schauspielerinnen, Models und Mitarbeiterinnen des Produzenten hatten sich mit Belästigungs- und Missbrauchsvorwürfen gegen den Produzenten zu Wort gemeldet, darunter Ashley Judd, Eva Green, Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Kate Beckinsale, Cara Delevingne und Léa Seydoux. Neben der amerikanischen Schauspielerin Rose McGowan beschuldige auch die Britin Lysette Anthony Weinstein der Vergewaltigung, berichtete die britische „Times“. Die Polizeibehörden in New York und London kündigten an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen. Eine Sprecherin des Filmmoguls hatte die Anschuldigungen nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe noch zurückgewiesen.
Das sagt Michael Moore
Oscar-Preisträger Michael Moore, der mit Weinstein für seine Dokumentation „Fahrenheit 9/11“ zusammenarbeitete, rief auf Facebook dazu auf, „eine Welt ohne Harveys“ zu schaffen. Moore bezeichnete Weinstein als einen „erfolgreichen Soziopathen“, dem es über Jahre hinweg gelungen sei, Frauen heimlich zu missbrauchen. Er selbst habe nichts von Weinsteins Übergriffen gewusst.
Schauspieler Colin Firth sagte, er schäme sich, nichts unternommen zu haben, als seine Kollegin Sophie Dix ihm vor Jahren von einem Übergriff erzählt habe. „Ich habe nichts getan nach dem, was sie mir erzählt hat.“