Oldenburg/Delmenhorst - Es ist eine Horrorvorstellung für jeden Autofahrer: Nach einem anstrengenden Tag hat man sich auf eine lange Fahrt auf der Autobahn eingestellt, der Motor dröhnt, aus dem Radio schallt laute Musik. Plötzlich tauchen zwei helle Lichter in der Ferne auf, die sich mit rasender Geschwindigkeit nähern. Wenige Sekunden verstreichen und dann ist klar – das entgegenkommende Auto ist auf derselben Fahrspur unterwegs. Ein Falschfahrer. Die Unsicherheit ist groß. Wie muss man sich verhalten? Aber auch im heranrasenden Pkw herrscht Panik. Was tun, wenn man zufällig die falsche Spur erwischt hat?

Ein ähnliches Szenario hat sich am Sonntag auf der Autobahn 1 abgespielt. Ein 81-Jähriger aus Ganderkesee prallte mit dem Wagen einer vierköpfigen Familie zusammen. Der Falschfahrer verstarb am Unfallort, während drei Mitglieder der Bremer Familie noch immer in Lebensgefahr schweben. Stefan Schmitz von der Polizeidirektion Delmenhorst weist darauf hin, dass Unfälle mit Falschfahrern in der Region kaum vorkommen, doch es sei in jedem Fall ratsam zu wissen, wie man sich in einer Gefahrensituation zu verhalten habe. Um sicher zu gehen, ob die Strecke frei von Gefahren ist, empfiehlt er das Hören der Radionachrichten. Sollte man allerdings schon in der anfänglich beschriebenen Situation sein, dann ist es wichtig, dass man auf dem rechten Fahrstreifen bleibt und seine Geschwindigkeit reduziert. Zudem ist Achtsamkeit gefragt – eventuell ist ein Ausweichmanöver notwendig.

Falls man allerdings bemerkt, dass man selbst der Geisterfahrer ist, ist ebenfalls Achtsamkeit notwendig. Dann gilt es schnellstmöglich auf dem Seitenstreifen zu stoppen und sich selbst hinter der Seitenleitplanke in Sicherheit zu bringen. Erst dann sollte die Polizei per Notruf verständigt werden. Auf keinen Fall sollte man in einer solchen Situation ein Wendemanöver versuchen.

Die Gründe, weshalb ein Fahrer in einer solch misslichen Lage landet, sind vielfältig. Seien es mangelnde Ortskenntnisse, eine unzureichende Beschilderung der Strecke oder körperliches Gebrechen – all das kann dazu führen, dass ein Autofahrer auf der falschen Spur landet. Stefan Schmitz merkt an: „Da kommt es aber immer auf den Einzelfall an.“ Der Unfall des 81-Jährigen auf der A 1 wirft zudem eine neue Diskussion über die Fahrtüchtigkeit von Senioren auf. Dies war jedoch nicht der einzige Fall, der am Wochenende für Aufsehen sorgte. Auf der A 2 fuhr ein 79-Jähriger 60 Kilometer auf der falschen Fahrbahn, bevor er von der Polizei gestoppt wurde. Es bleibt die Frage, inwiefern das Alter für diese Vorfälle verantwortlich war. Stefan Schmitz distanziert sich von dieser Diskussion: „Das wäre eine Spekulation, an der wir uns nicht beteiligen wollen.“ Auch in der Politik ist dies ein wichtiges Thema. Erst kürzlich hat der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einen verpflichtenden Verkehrstest für ältere Autofahrer abgelehnt und setzte sich damit der Kritik des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen aus.