Berlin - Das „Streben nach Glück“ ist nicht nur in der Unabhängigkeitserklärung der USA als Recht verbrieft. Auch die Vereinten Nationen bezeichnen es als „grundlegendes Ziel des Menschen“. Höchste Zeit also, ein paar Fragen zu diesem Ziel zu beantworten.

Wie kam es zum Weltglückstag

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Im Jahr 1980 liegt ein Neugeborenes in den staubigen Straßen der indischen Metropole Kolkata. Von Hunger und Durst entkräftet, droht es binnen Tagen zu sterben. Doch Mitarbeiter von Mutter Teresas Hilfsorganisation nehmen sich des kleinen Jungen an. Sie nennen ihn Adam – wie der erste Mensch in der biblischen Erzählung. Im Alter von zwei Wochen adoptiert ihn dann eine Amerikanerin. Jayme Illien wird nun sein Name.

Aus dem Jungen wird ein Mann, der sein eigenes Glück anderen zuteil werden lassen will. Illien übernimmt die Leitung einer Organisation für Adoptionen, engagiert sich als Philanthrop, wird UN-Berater und setzt sich für einen Weltglückstag ein. Am 28. Juni 2012 ist er am Ziel: Die Vereinten Nationen beschließen in einer Resolution den Internationalen Tag des Glücks.

Was ist das eigentlich: Glück

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Aus neurobiologischer Sicht fühlen wir uns dann glücklich, wenn eine Art guter Cocktail aus körpereigenen Chemikalien durchs Hirn strömt. Oxytocin zum Beispiel wird bei Umarmungen und beim Orgasmus ausgeschüttet, bei Frauen auch während der Geburt und beim Stillen. Als sogenanntes Bindungshormon macht es uns entspannter, vertrauensseliger und monogamer.

Wir empfinden auch ein Hochgefühl, wenn mehr Dopamin gebildet wird. Der Botenstoff regt im Hirn das „positive Belohnungszentrum“ an, das eigentlich mesolimbisches System heißt. Dort entsteht ein Glücksgefühl. Dopamin spielt auch bei der Produktion von Endorphinen eine Rolle. Das sind gewissermaßen körpereigene Drogen – nur ohne heftige Nebenwirkungen. Endorphine lindern vor allem Schmerzen und stimulieren das Immunsystem. Weil unser Hirn so verschaltet ist, können Umarmungen gegen Traurigkeit helfen und Sex gegen Kopfschmerzen.

Liegt Glück in den Genen

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Zum Teil ja. Der Schlüssel zum Glück lautet SLC6A4. Was aussieht wie ein Passwort, ist in Wahrheit der Fachbegriff für ein Gen. SLC6A4 leitet das Hormon Serotonin in die Zellen weiter, und das lässt uns entspannt sein und gut gelaunt.

Forscher gehen, grob gesagt, von zwei Arten dieses Gens aus: einer Langform und einer Kurzform. Wer ein längeres Gen hat, der hat mehr Serotonin in den Zellen – und sieht eher das Positive. Ein kürzeres Gen macht anfälliger für Pessimismus.

Was macht am glücklichsten

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Ein stabiles soziales Umfeld, Zuneigung und Liebe haben laut Forschern die nachhaltigste Wirkung. Wer sich in seiner Familie und unter Freunden angenommen fühlt, meistert auch schwierigere Lebensphasen leichter. Auch wer sich sozial engagiert, lebt im Schnitt zufriedener. Reichtum macht übrigens ab einer gewissen Grenze kaum noch glücklicher. Es müssen vor allem die Grundbedürfnisse befriedigt werden, im besten Fall mit einem kleinen Polster. Darüber hinaus steigt das Glück nur noch sehr langsam an.