Oldenburg - Eigentlich liest Michael Sommer Fachliteratur. Oder Fiction-Romane. Wenn er dazu kommt. Als Professor am Institut für Geschichte der Uni ist der 48-Jährige ganz gut beschäftigt.

Jetzt entdeckt er neue Seiten. Belletristik. Eben hat der Oldenburger Angelika Klüssendorfs hochgelobten Roman „Jahre später“ gelesen. Beinahe verschlungen. „Gnadenlos“, sagt er – „die Figuren treten fast nackt vor den Leser“. Das Werk der mehrfachen Literaturpreisträgerin findet Michael Sommer „hochgradig traurig“ und „sehr realistisch“. Am kommenden Dienstag wird der Historiker auf die in der ehemaligen DDR geborene Schriftstellerin treffen.

Als Co-Moderator der Reihe „Konstellationen“ des Literaturbüros wird er neben der Leiterin Monika Eden das Gespräch zwischen Angelika Klüssendorf und Jörg Zimmermann begleiten. Der Direktor der Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie der Karl-Jaspers-Klinik ist ein langjähriger Freund des 48-Jährigen und seiner Meinung nach, für die Thematik bestens geeignet – so geht es in „Jahre Später“ um das Entstehen einer Liebe zwischen zwei radikalen Einzelgängern – eine zerstörerische Beziehung. Die Sprache ist einfach, der Inhalt geht tief. Klüssendorfs Bilder seien prägnant und scharf wie ein Messer, das lautlos durch durchs Fleisch schneidet, schreibt „Die Zeit“.

Das Buch ist der dritte Teil eines Romanzyklus um die Protagonistin April: einer starken jungen Frau, die ihren Weg unter widrigen Umständen geht. Am Ende der Trilogie beginnt die Hauptfigur, ihre eigene Geschichte aufzuschreiben. Der letzte Satz ist der Beginn des ersten Teils.

Gelesen hat Michael Sommer nicht nur alle Bände, sondern auch einiges über die Autorin. „Da genügt es nicht, auf Wikipedia zu stöbern“, ist er überzeugt. Die ihr oft zugeschriebenen autobiografischen Züge im Werk interessierten ihn dabei weniger. Herausgefunden, was die 60-Jährige für ein Mensch ist, hat er trotz umfangreicher Recherche nicht. „Wenn sie so ist, wie sie schreibt – so schnörkellos – dann wird es ein angenehmes Gespräch“, sagt Michael Sommer.

Als für das gesamte Jahr beim Literaturbüro engagierter Moderator sieht er seine Aufgabe vor allem darin, die Schriftsteller aus der Reserve zu locken. „Manche Autoren verschwinden hinter ihrem Werk“, sagt er. Da müsse man auch mal provozieren, etwas Widersprüchliches einbringen.

Er scheue sich auch nicht, ganz naive Fragen zu stellen. „So als Laie.“ Schließlich sei er kein Literaturwissenschaftler, sondern Historiker – was Monika Eden offensichtlich passend findet. Ihm selbst komme das auch zugute, es erweitere den Horizont – und das heimische Bücherregal. Fachliteratur und Science-Fiction weichen nun erlesenen Gesprächspartnern. „Konstellationen“   mit Angelika Klüssendorf beginnt am Dienstag, 19. Februar, um 19.30 Uhr im Wilhelm 13. Karten für 9, ermäßigt 7 Euro, gibt es an der Abendkasse und unter t  2353014.