Wilhelmshaven - „Antizipieren“ ist ein Schlagwort im modernen Fußball. Gemeint ist, eine Entwicklung im Spiel gedanklich vorwegzunehmen, um zu handeln, also nicht nur hinterherzulaufen, und am Ende ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner, was wieder über Sieg und Meisterschaft entscheidet – und so über den eigenen Marktwert und im besten Fall die Millionengage.
Bei den meisten Ex-Profis wird klar, dass es nicht so weit her war mit dem „Antizipieren“ – spätestens dann, wenn das Geld ausgegeben ist. „Nach der Karriere ist vor dem Nichts. Zumindest bei vielen Fußballern. Es gilt, sich berufsmäßig neu zu orientieren und sich auf neue Lebens- und Berufsstrukturen außerhalb der Fußball-Welt einzustellen“, haben Daniel Brickwedde und Finn Hendrik Rose, Absolventen der Jade Hochschule Medienwirtschaft und Journalismus in Wilhelmshaven, festgestellt.
In ihrer Bachelorarbeit „Nachspielzeit“ haben sie für eine Reportage recherchiert und gezeigt, wie sich Profi-Fußballer nach dem Ende ihrer Karriere auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden. An diesem Sonntag (22. November/23.35 Uhr/NDR) wird die Reportage ausgestrahlt. Ihre Fragen lauteten: Wie gehen Fußballer diese Herausforderungen an? Wie vorausschauend haben sie sich darauf vorbereitet? Inwiefern herrscht unter Fußballern Sorge vor der Zeit danach?
Sportart Nummer eins
Fußball ist Sportart Nummer eins. Geliebt und gefeiert werden die Sieger, sie stehen im Rampenlicht. Bei Misserfolg und Verletzungen dagegen wird es immer dunkler.
Die Studenten haben sich ein Thema gesucht, das öffentlich selten Berücksichtigung findet. „Wir wollten einen Blick hinter die Fassade des Sports zeigen, der Schwierigkeiten und Herausforderungen abseits des Glanzprodukts Fußball thematisiert“, heißt es in ihrer Bachelorarbeit.
Das Ziel haben sie erreicht, darin sind sich die Gutachterinnen Prof. Dr. Andrea Czepek und Carola Schede einig. „Daniel Brickwedde und Finn Rose haben sich als Team wunderbar ergänzt und einfühlsame Interviews zu diesem wenig beachteten, aber sehr relevanten Thema geführt“, findet Czepek. „Da ist alles drin, was eine gute Story ausmacht: interessante Persönlichkeiten, Spannung und ein Einblick in eine Welt, die man normalerweise nicht sieht“, erklärt Schede.
Da sie von der Abschlussarbeit so überzeugt war, nahm Schede Kontakt zur Sportredaktion des NDR auf. Im Oktober bekamen die jungen Männer die Rückmeldung, dass ihre Reportage im NDR Sportclub ausgestrahlt werden soll. Damit der Beitrag in das Sendeformat passt, haben sie ihren Film von ursprünglich 45 Minuten nun auf 30 Minuten gekürzt. Auch ein professioneller Sprecher kam zum Einsatz.
Drei Lebenswege
Ein Leben nach dem Fußball wird nicht selten zur Herausforderung. Dieser Punkt bewegte die Studierenden zu ihrem Filmprojekt „Nachspielzeit“, das nun eine neue Sichtweise auf den Breitensport Fußball liefert. In ihrer Reportage zeigen sie drei unterschiedliche Lebenswege für ein Leben nach dem Fußball. Das Spiel des Lebens dauert mehr als 90 Minuten.