Los Angeles - Zunächst wirkt Britney Spears nicht wie eine Person, um deren Menschenrechte man sich akut Sorgen machen müsste. Auf Instagram zeigt sie, wie sie – Corona hin, Corona her – im Privatjet nach Hawaii fliegt. „Ein kleiner Trip ins Paradies als vorgezogene Geburtstagsfeier“, schreibt sie dazu. Doch man soll sich ja vom schillernden Schein nicht blenden lassen. Denn die 38-Jährige genießt zwar Freizeit, aber sie ist nicht frei. Das Geld für ihren Luxus hat sie selbst verdient, aber sie muss ihren Vater darum bitten.
Richterin lehnt Antrag ab
Der frühere Bauunternehmer Jamie Spears ist seit 2008 ihr Vormund, verfügt über ihre Finanzen, ihre Karriereschritte, ihre Lebensentscheidungen. Ihr Versuch, sich von dieser Fessel zu befreien, missglückte: Eine Richterin in Los Angeles lehnte ihren entsprechenden Antrag ab. Der Vater bleibt Vormund. Der Weltstar, der bei seiner „Piece of me“-Konzertreihe vor einer Million Menschen auftrat, besitzt damit weiterhin einen Status, wie er nur für schwer behinderte oder sehr alte Menschen üblich ist.
Als der Vater die Vormundschaft übernahm, schien es wie eine lebensrettende Maßnahme. Gerade waren Bilder um die Welt gegangen, auf denen Britney Spears nach einem Nervenzusammenbruch auf einer Liege aus ihrer Villa abtransportiert wurde. Hubschrauber der Paparazzi kreisten wie metallene Geier über der Szenerie. Doch das ist lange her. Spears blieb skandalfrei, lieferte brav Hits und Shows. Das Sorgerecht für ihre beiden Söhne (15 und 14), das damals Ex-Mann Kevin Federline bekam, gewann sie zu 30 Prozent zurück.
Ihr Anwalt Samuel Ingham führte vor Gericht seine Argumente an: Seine Mandantin und ihr Vater würden seit geraumer Zeit kein Wort mehr wechseln. Jamie Spears verprasse das Vermögen seiner Tochter. Und er kündigte einen Streik an: Solange ihr Vater ihr Vormund bleibe, werde Spears nicht mehr auftreten. Die Gegenseite hielt dagegen, dass allein der Anwalt für die Funkstille zwischen Vater und Tochter verantwortlich sei. Außerdem habe Jamie Spears das Vermögen der Sängerin vermehrt: 2008 habe sie Schulden gehabt, inzwischen sei sie 60 Millionen Dollar reich.
Wilde Theorien um Streit
Die Fans wollen den Gerichtsbeschluss nicht hinnehmen. #FreeBritney nennen sie ihre Bewegung. 110 000 Menschen unterzeichneten eine entsprechende Petition. Der Eifer führt zu bizarren Verschwörungstheorien. Ist bei Instagram etwa nur eine Doppelgängerin zu sehen? Oder gleicht das Henna-Tattoo, das sie zeigt, nicht einer 911, also der US-Notfallnummer? Es wäre leicht, sich lustig zu machen, doch wird das dem komplexen Fall nicht gerecht, in den sich sogar die Bürgerrechtsorganisation ACLU einschaltete. Die bot Britney Spears ihre Hilfe an. „Wir wissen nicht, ob sie sich selbst als behindert identifiziert, und wir kennen ihre Diagnose nicht. Tatsache ist, dass das Gericht sie als behindert betrachtet und ihre Bürgerrechte beschneidet“, teilte ACLU-Anwältin Zoe Brennan-Krohn mit.
Sogar Prominente wie die Sängerin Miley Cyrus (27) oder Courtney Love – Witwe von Kurt Cobain – (56) setzen sich für ihre Kollegin ein.