Berlin - Baut ein Kunde einen Unfall, erhöht seine Kfz-Versicherung die Rechnung fürs nächste Jahr. Einige Anbieter langen besonders drastisch zu. Die Stiftung Warentest vergleicht in der März-Ausgabe ihrer Zeitschrift „Finanztest“ 163 Tarife von 64 Gesellschaften. 1302 Euro kostet die Rückstufung den Modellkunden im Basistarif der EuropaGo. 3128 Euro zahlt er beim Münchner Verein – mehr als doppelt so viel.
Große Unterschiede
Es lohnt sich, bei der Wahl der Autoversicherung auch auf die Rückstufungsregeln zu achten, sagen die Tester. Sie nennen auch drei Wege, wie sich eine Rückstufung vermeiden lässt.
Verglichen hat „Finanztest“ die Kosten für einen 40-Jährigen aus Bad Segeberg, der einen Honda Accord fährt. Er ist in der Schadenfreiheitsklasse (SF) 15 und kommt auf 15 000 Kilometer pro Jahr. Die Mehrkosten durch die Rückstufung sind nicht sofort fällig, sondern summieren sich über die Jahre.
Der Grund liegt im System des Schadenfreiheitsrabatts. Damit belohnen Versicherer unfallfreies Fahren. Nach jedem Jahr kommt der Kunde in eine günstigere SF-Klasse. Nach 15 Jahren ist er meist in SF 15, nach 35 Jahren in SF 35. Das ist meist die günstigste SF-Klasse.
Jeder Stufe ist ein Prozentsatz zugeordnet. Ein Satz von 50 Prozent beispielsweise bedeutet, dass der Kunde die Hälfte des Grundbeitrags zahlt. Das ist in fast allen Tarifen gleich.
Umso erstaunlicher sind die großen Unterschiede beim Rückstufen. Nach einem Unfall geht es gleich mehrere Stufen zurück. Um wie viele, ist je nach Versicherer und Tarif unterschiedlich. Die Sparkassen Direkt beispielsweise stuft aus SF 15 in SF 6 zurück. Anbieter wie Europa, Gothaer, VHV und andere nur in SF 7.
Der Unterschied wirkt gering, macht sich aber in Euro und Cent deutlich bemerkbar. Denn der Mehrbeitrag wird so lange fällig, bis der Kunde endlich in der günstigsten SF-Klasse 35 angekommen ist. Im Ergebnis liegen die Kosten bei den meisten Tarifen beim Vier- bis Fünffachen des bisherigen Jahresbeitrags. Aber es gibt deutliche Ausreißer nach oben.
Am teuersten wird es in den Basistarifen von Bruderhilfe sowie Huk Coburg und Huk24. Da kostet die Rückstufung fast das Achtfache.
Mehrere Tarife
Die Rückstufung greift nur in der Kfz-Haftpflicht- und in der Vollkasko, nicht in der Teilkasko. Dort gibt es keine SF-Klassen. Denn die Teilkasko deckt Schäden, die ein Kunde durch seine Fahrweise nicht beeinflusst, etwa Sturm, Hagel, Brand, Diebstahl.
Viele Versicherer bieten mehrere Tarife: oft eine Basisversion, einen Komforttarif mit etwas besseren Leistungen und ein teures Premiumangebot. Der „Finanztest“-Vergleich zeigt: Von denen mit mehreren Tarifen stufen 31 in allen Tarifen gleich zurück. 27 Versicherer hingegen unterscheiden: In den preisgünstigen Basistarifen stufen sie stärker zurück als in den Premiumvarianten. Aber weil die Beiträge im Basistarif günstiger sind, fahren Kunden damit unterm Strich trotz der teureren Rückstufung rein preislich immer noch billiger.
Es gibt drei Wege, eine Rückstufung zu vermeiden: Ein Versicherter kann den Schaden zurückkaufen, er kann eine Police mit Rabattschutz abschließen oder von einem Vertrag mit Rabattretter profitieren.
Rückkauf: Wenn Sie einen Unfall verursacht haben, lassen Sie zunächst Ihren Kfz-Versicherer zahlen. Sie haben anschließend meist sechs Monate Zeit zu überlegen, ob es sich lohnt, die Rückstufung zu vermeiden, indem Sie den Schaden doch selbst begleichen.