Oldenburg - Wer die Werkstatt von Dirk Mönnich betritt, ist zunächst einfach nur fasziniert: Vom noch recht jungen Mercedes SL oder einem VW Cabrio bis zum Maybach und Rolls Royce aus Vorkriegszeiten gibt‘s hier die schönsten Wagen zu entdecken – zumeist allerdings ohne das bisherige Innenleben. Das nämlich wird in der auf Oldtimer spezialisierten Sattlerei gerade auf Vordermann gebracht.
Neben handwerklichem Geschick ist oft auch detektivischer Spürsinn erforderlich, möchte man noch Originalteile oder -materialien für dieses Vorhaben ergattern. „Oftmals sind die Autos schon einmal überarbeitet worden. Viele wünschen sich aber den ursprünglichen Zustand zurück, allerdings mit dem heutigen Know-how“, sagt Autosattlermeister Dirk Mönnich, der die Werkstatt bereits in dritter Generation führt.
Handwerkliches Geschick in die Wiege gelegt
Noch recht neu dabei ist Maximilian Winkler. Der 18-Jährige ist gerade im zweiten Ausbildungsjahr und mit der anspruchsvollen Aufgabe sehr zufrieden. Immerhin geht es hier auch um Respekt – sowohl gegenüber dem Besitzer eines solchen Schmuckstücks als auch gegenüber dem Wagen selbst. „Daher müssen wir wirklich alles hundertprozentig machen, es kommt zumeist auf jeden Millimeter an“, so der junge Mann, der inzwischen selbst ein Faible für die historischen Autos entwickelt hat. „Früher konnte ich nicht einmal einen VW von einem Renault unterscheiden“, gibt er schmunzelnd zu.
Das handwerkliche Geschick hingegen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Als Raumausstatter haben seine Eltern ihn schon immer über die Schultern schauen und oft auch mithelfen lassen. „Das Aufwachsen in einem Meisterbetrieb ist natürlich ein Vorteil“, so Maximilian Winkler. Räumliches Denken falle ihm leicht und auch das Verständnis für Genauigkeit sei ihm sehr wichtig. „Wenn ich an einer Ecke ziehe, muss ich wissen, dass sich da auch sonst etwas bewegt.“ Neben Vorstellungskraft, dem Verständnis für verschiedene Materialien und Präzision ist aber auch Kraft von Bedeutung. „Gerade das Beziehen der Sitze und anderer Bauteile mit Leder ist gar nicht so einfach.“ Hier wird übrigens oft gutes, vegetabiles Leder verwendet, das den chromblitzenden Oldtimern zusätzlichen Glanz verleiht. Die Besonderheit: Es wurde mit pflanzlichen Gerbstoffen bearbeitet, zudem sind keine Korrekturen vorgenommen worden, so dass auch kleine „Makel“ wie eine Narbe des Tieres noch zu sehen sind.
Viele kleine Puzzleteilchen
Zur Berufsschule geht es für Maximilian Winkler nach Bremen-Burg. Hier findet drei Wochen am Stück der Blockunterricht statt. „Das ist in meinen Augen sehr gut, da man sich über einen längeren Zeitraum besser auf die reine Theorie konzentrieren kann.“ Auch wenn ihm das Praktische sehr viel Spaß macht und er von den schmucken Wagen zunehmend begeistert ist. Immerhin, je mehr man von einer Sache weiß, umso mehr weiß man sie auch zu schätzen.
Genau das spüren auch die Kunden, die oft sehr dankbar dafür sind, dass ihr in die Jahre gekommener Wagen wieder in neuem Glanz erstrahlt. Dass dabei ein äußerst akribisches Vorgehen sehr wichtig ist, weiß man zu schätzen. Beispielsweise wenn das Team der Autosattlerei sich auf die Suche nach Originalen begibt, was zumeist im Internet geschieht. „Oft kommt uns dabei unsere Erfahrung zugute“, so Dirk Mönnich, der den Kunden gerne bei der Wahl von Farbe, Material und Originalität begleitet. „Je originaler, umso wertiger sind Teppich, Verkleidung und Verdeck“, so sein Fazit. Gerade erst konnte die Oldenburger Autosattlerei Dirk Mönnich wieder eine Landessiegerin stellen: Johanna Liedtke hat diese Auszeichnung als Sattlerin in der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei für sich verbuchen können.