Köln - Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) wirkt betroffen, als er im zuständigen Ausschuss des Landtags über einen der tragischsten Vorfälle in seiner Amtszeit spricht: „So was schüttele ich auch nicht einfach so aus den Kleidern“, sagt der Politiker – und meint den tödlichen Unfall mit einer hinabgestürzten Betonplatte auf der Autobahn 3 bei Köln.

Knapp eine Woche danach ist sich Wüsts Ressort sicher: Beim Einbau der Platte 2007 wurde mit Absicht gepfuscht. „Sprich: Da hat was nicht gepasst und das ist dann passend gemacht worden“, so der Minister.

Am Vorabend hatte die Landesbehörde „Straßen. NRW“ den Hergang rekonstruiert. Während die Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers auf weitere Gutachten wartet und sich daher nicht äußert, stellten „Straßen.NRW“ und der Verkehrsminister fest: Eine verschweißte Hammerkopfschraube an einer Halterung war gerissen, die das Fünf-Tonnen-Teil vor dem Kippen bewahren sollte.

Laut Wüst war die betroffene Betonplatte offenbar größer als andere an der Wand. Um den Höhenunterschied auszugleichen, habe man – so „Straßen.NRW“ – mit Absicht improvisiert. Offenbar wurde die Halterung vor Ort zusammengeschweißt.

Die regelwidrige Konstruktion samt Schraube konnte die Zugkräfte der Stahlbetonplatte auf Dauer nicht tragen. Sie begrub den Wagen einer 66-jährigen Kölnerin, die im Wrack starb. Die Obduktion ergab laut Staatsanwaltschaft ein „massives Schädel-Hirn-Trauma“ als Todesursache.

Die Behörde ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt. Tatsächlich könnte sich die Suche nach den Verursachern des Baupfuschs als schwierig gestalten: Laut Verkehrsministerium hatte eine Firma aus Gelsenkirchen 2007 die rückwärtige Stützwand errichtet, eine andere fertigte die Betonplatte an. Beide Unternehmen seien inzwischen aber insolvent. Ob eine der beiden Firmen auch die mangelhafte Befestigung veranlasste oder dafür zum Beispiel ein Subunternehmen engagiert wurde, blieb zunächst unklar.