Wildeshausen - Das Krisenmanagement des Landkreises Oldenburg in der Corona-Pandemie: Es stößt bei der Mittelstandsvereinigung (MIT) Wildeshausen und dem Handels-und Gewerbeverein (HGV) Wildeshausen zusehends auf Kritik. „Man bekommt bereits seit geraumer Zeit den Eindruck, vieles im Landkreis Oldenburg scheint nicht zu gehen, was in anderen Landkreisen mit dem notwendigen Augenmaß funktioniert“, heißt es in der Stellungnahme des MIT-Vorstands. Er vermisst ein lösungsorientiertes Arbeiten der Kreisverwaltung, die sich stattdessen lieber hinter der „offensichtlich unverhältnismäßig strengen Umsetzung der aktuellen Landesverordnungen“ verstecke.
Beschwerden aus der Wirtschaft, die direkt an Landrat Carsten Harings gerichtet werden, „prallen scheinbar ergebnislos ab – es wird nicht reagiert oder einfach auf Landesverordnungen verwiesen“, heißt es. Jüngstes Beispiel: ein Brief des „Euronics XXL“-Geschäftsführers Dennis Böseleger. Der hatte kritisiert, dass sein Elektromarkt und zwei Möbelmärkte geschlossen seien, dafür an den anderen Märkten am Wildeshauser Westring die Menschen sich teilweise drängeln würden.
Spielräume nutzen
Dazu meint der MIT-Vorstand: „Gerade jetzt brauchen wir eine starke Führung in den Verwaltungen von Landkreis und Stadt, die sich eben nicht hinter dem ,Klein-Klein’ einer Landesverordnung verstecken, sondern auch mutig eigene Entscheidungen treffen.“ Dass die Spielräume bestehen, zeigen die Nachbar-Landkreise. So würden Wohnmobil-Dinner im Landkreis Vechta behördlich unterstützt, im Landkreis Oldenburg dagegen untersagt.
Weiteres Beispiel der MIT: „Ebenso stellt sich die Frage, warum im Bereich Fachhandel die Gefahr bei einem Kunden auf 40 Quadratmeter offenbar größer ist als in Sonderposten- und Drogeriemärkten, die mit gleichem Sortiment gar keinen Beschränkungen unterliegen beziehungsweise dort ein Kunde auf 10 Quadratmetern zulässig ist.“
Neben der Verwaltungsspitze seien auch Ordnungsamt und Gesundheitsamt gefragt, nicht nur den „Amtsschimmel“ zu reiten, sondern lösungsorientierte Wege zu gehen. Die Initiative der Wildeshauser Stadtverwaltung, die Kreisstadt als „Modell-Kommune“ zu bewerben, einfach abzuwürgen, könne nicht das richtige Zeichen sein.
Miteinander wichtig
„In diesen schweren Zeiten sollte es um ein Miteinander gehen“, betont die MIT. Der Kontakt der Verantwortlichen zu Unternehmen und Geschäften müsse aktiv gesucht werden.
Die bisherige Informationspolitik des Landkreises wird von MIT und HGV als „augenblicklich – milde gesagt – nicht optimal“ bewertet. Das habe der Landrat inzwischen selbst eingestanden.
Die Wildeshauser Unternehmer wünschen sich aus dem Kreishaus „ein wenig mehr Pragmatismus, ein höheres Maß an Kommunikation statt nur Kontrolle. Und vor allem: das Zulassen von alternativen Wegen.“