Cloppenburg/Vechta - Nach der Kriminal- zeigt nun auch die Verkehrsunfallstatistik die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Durch weniger Verkehrsteilnehmer sei es insgesamt auch zu weniger Unfällen gekommen, resümierte Leitender Polizeidirektor Jörn Kreikebaum, Chef der Polizeiinspektion (PI) Cloppenburg/Vechta, am Donnerstag. Einen Anstieg habe man jedoch bei den Schwerverletzten und Getöteten verzeichnen müssen. Die kontinuierliche Abnahme der vergangenen Jahre habe 2020 nicht fortgesetzt werden können.
Verkehrsunfälle
Das Unfallaufkommen in den Kreisen Cloppenburg und Vechta ist 2020 um 970 auf 6187 gesunken. Das historisch niedrige Tief 2019 in der Kategorie „Unfall mit Getöteten“ hat sich nicht wiederholt. Im Jahr 2020 sind 22 Menschen und damit sechs mehr als im Vorjahr gestorben. Zudem kam es 2020 zu 203 Unfällen mit Schwerverletzten (2019: 188). Die Anzahl der Unfälle mit Leichtverletzten ging im Vergleich zu 2019 dagegen um 82 auf 861 Unfälle zurück.
Unfallursachen
Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ist weiterhin als eine Hauptunfallursache anzusehen: 2020 war das 306-mal der Fall. Bei 111 dieser Unfälle und damit bei mehr als 36 Prozent wurden Personen verletzt. Hierbei fallen insbesondere die jungen Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren auf, die überproportional vertreten sind im Vergleich zu den anderen Risikogruppen. Polizeidirektor Walter Sieveke, Leiter Einsatz der PI, kündigte deshalb an, auch künftig im Verbund mit den Landkreisen viel zu blitzen.
Ebenso waren Überholen, Vorfahrtsmissachtung, Abbiegen und die Beeinflussung durch berauschende Mittel wie Alkohol und Drogen die weiteren maßgeblichen Auslöser mitunter folgenschwerer Verkehrsunfälle. 175 geschahen unter der Beeinflussung von Alkohol und Drogen. Dies entspricht nahezu dem Niveau des Vorjahres. Die festgestellten Blutalkohol-Werte lagen hauptsächlich zwischen 1,6 und 2,4 Promille. Der höchste Wert lag bei 3,95 Promille. „Wenn es 2020 infolge einer solchen Beeinflussung zu einem Unfall kam, handelte es sich häufig um alleinbeteiligtes Abkommen von der Straße, meistens außerhalb geschlossener Ortschaften“, analysierte Polizeihauptkommissar Norbert Heppner, Sachbearbeiter Verkehr.
Risikogruppen
Erneut ereigneten sich die meisten Unfälle mit Personenschäden in der Risikogruppe der 18- bis 24-Jährigen. In Zahlen bedeutet dies 259 Verkehrsunfälle. Bei 219 wurden Personen leicht verletzt. Drei Menschen dieses Alters wurden getötet und 37 schwer verletzt.
Radfahrer sicherer Unterwegs
Erfreulicherweise hat die Anzahl der Unfälle im Oldenburger Münsterland, an denen Rad-/Pedelec-Fahrende beteiligt waren, 2020 abgenommen. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich die Anzahl dieser um 41 auf 434 und damit um 8,6 Prozent, teilte die (PI) Cloppenburg/Vechta mit. Häufig enden diese Verkehrsunfälle jedoch mit Personenschäden. So wurden bei 341 der 434 Unfälle mit Rad-/Pedelec-Fahrenden Personen verletzt. Dies entspricht einer Quote von 78,5 Prozent.
Eine 19-prozentige Reduzierung der Unfälle mit Personenschäden innerhalb dieser Gruppe seit 2018 zeigt bereits einen guten Weg auf, so die PI.
Pedelec-fahrer
Ein Fokus müsse jedoch auf die Gruppe der Pedelec-Fahrenden gerichtet werden. Die Anzahl der Unfälle von Pedelec-Fahrenden mit Personenschäden stieg von 2015 bis 2020 stetig an. So erhöhte sich die Anzahl von 39 im Jahr 2015 auf 118 im Jahr 2020.
„Wiederholt stellen wir fest, dass die Radfahrenden immer dann besonders gefährdet sind, wenn sie nicht auf der Fahrbahn, sondern auf einem abgesetzten Radweg geführt werden. Kraftfahrer rechnen im Bereich von Einmündungen und Zufahrten nicht immer mit den Radfahrern. In den Städten ist nicht immer genug Platz für einen breit ausgebauten Radweg neben der Fahrbahn“, erklärte Leiter Einsatz der PI, Walter Sieveke.
Während die Unfälle mit Rad-/Pedelec-Fahrern außerhalb geschlossener Ortschaften nahezu unverändert blieben (2019: 93, 2020: 94), gingen sie innerhalb geschlossener Ortschaften zurück (2019: 382, 2020: 340). „Hier könnte die geringere Verkehrsdichte in geschlossenen Ortschaften wegen der Kontaktbeschränkungen 2020 diese positive Entwicklung gefördert haben“, so Polizeihauptkommissar Norbert Heppner, Sachbearbeiter Verkehr.
Unfallflucht
Im vergangenen Jahr kam es zu 1173 Unfallfluchten, was im Vergleich zu 2019 275 Fälle weniger sind. Auch hier werde das geringere Verkehrsaufkommen durch die Corona-Pandemie ihren Einfluss gehabt haben, mutmaßt die Polizei. Mit einer Aufklärungsquote von 43,64 Prozent konnte in diesem Bereich die höchste Aufklärungsquote der letzten zehn Jahre erreicht werden.