Hoorn/Amsterdam - Einige knarrende Treppenstufen aufwärts nur, dann sind die Besucher des Westfries Museums in Hoorn am Ziel ihrer Zeitreise: im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter der Niederlande. Den Saal mit den dunklen Deckenbalken beherrschen überlebensgroße Gruppenporträts. Sie zeigen Schützenkompanien, wehrhafte Männer, die auf Nachtwache gingen. Die beinahe vier Meter hohen Gemälde hat der Meistermaler Jan Albertsz Rotius geschaffen, und zwar von 1649 bis 1655 im Auftrag der edlen Herren.

„Amsterdam hat die ,Nachtwache‘ von Rembrandt, hier in Hoorn haben wir vier Gemälde von Nachtwachen“, sagt Museumsdirektor Ad Geerdink beim Rundgang durch die verschlungenen Säle und Kammern, in denen Gemälde sowie Seekarten, Gewürze, Mineralien, Insekten, Muscheln und Baumwolle an die Blütezeit der Hafenstadt erinnern.

Wer mit Stadtführerin Trudy Schrickx durch die Gassen entlang der alten Kaufmannshäuser streift, taucht tiefer ein in die Zeit vor 400 Jahren: „Der Handel machte Hoorn reich, Künstler hatten gut zu tun, man ließ sich malen. Aber auch technische Innovationen wurden möglich“, erzählt Schrickx von den Jahren des Goldenen Zeitalters.

Auch im Rijksmuseum Amsterdam geht es derzeit besonders um jene Zeit. Dort erwartet sich Gregor Weber größere Überraschungen von der Operation Nightwatch – so nennt sich die Restaurierung von Rembrandts berühmtestem Gemälde „Die Nachtwache“. Der gebürtige Düsseldorfer ist der Leiter Bildende Kunst im Nationalmuseum: „Niemals zuvor wurde das vor fast 400 Jahren gemalte Bild so gründlich untersucht.“

Die Operation Nightwatch hat am 8. Juli mit einem Makro-XRF-Scanner begonnen, der das 3,79 Meter hohe und 4,53 Meter breite Gemälde Millimeter um Millimeter abtastet und mit 56 einzelnen Scans Hinweise auf die Farbpigmentierung geben soll. Bis zum Frühjahr 2020 wird die Untersuchung dauern, die von den Besuchern live verfolgt werden kann. Das Gemälde ist von einer gläsernen Kammer aus klarem Spezialglas umgeben. Überdies wird alles im Web übertragen.

Ortswechsel nach Leiden, Rembrandts Geburtsort: Hier ist auf den Spuren des Malers viel Fantasie gefragt. Denn sein Elternhaus im Weddesteeg wurde längst abgerissen, um Platz für Wohnblocks zu schaffen. „Und doch kann man sich vorstellen, wie Rembrandt hier aufwuchs und die Umgebung seines Geburtshauses erlebte“, erläutert Marike Hoogduin. Die Kunsthistorikerin ist mit ihren Gästen auf der zweistündigen Rembrandt-Route unterwegs.

Nur ein paar Meter vom Geburtshaus entfernt war einst der Hafen Leidens mit den Segelschiffen. In der Nachbarschaft standen auch die Kornmühlen von Rembrandts Vater, an die heute die im alten Stil errichtete Bockwindmühle De Put erinnert. Bis 1631 lebte Rembrandt in Leiden und besuchte die Lateinschule in der Lokhorststraat, ehe er im Alter von 25 Jahren nach Amsterdam übersiedelte.

350 Jahre nach seinem Tod kehren Rembrandts Werke in seinen Geburtsort zurück: Das Museum Lakenhal widmet dem größten Sohn der Stadt die Ausstellung „Der junge Rembrandt, die Jahre 1624 bis 1634“ (3. November bis 9. Februar). 40 Gemälde, Zeichnungen und Drucke werden in den Räumen der ehemaligen Tuchhalle präsentiert.