Ganderkesee/Landkreis - Die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus, der Aufwand für Haus und Familie wird weniger – spätestens dann wollen (oder müssen) viele Frauen wieder ins Berufsleben zurückkehren und zum Familieneinkommen beitragen. Und stellen ernüchtert fest: Vollzeitstellen gibt es für sie kaum, seit ihrem Ausstieg hat sich der Arbeitsalltag stark verändert, was sie einmal gelernt haben, genügt nicht mehr den Ansprüchen der Arbeitgeber. . .

„Viele Frauen treffen auf starke Hemmnisse bei der Rückkehr in den Beruf“, weiß Claudia Becker von der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft (KOS). „Sie brauchen Unterstützung.“ Und die bekommen sie jetzt: Im Rathaus in Ganderkesee, Mühlenstraße 1, findet am kommenden Donnerstag, 28. September, die Infobörse „Frau und Beruf“ statt. Vertreter von Unternehmen und Behörden sowie Beratungs- und Bildungseinrichtungen präsentieren ihre Möglichkeiten und Angebote, dazu wird in zwei Talkrunden über Chancen und Risiken der Berufswahl diskutiert.

Die Organisatorinnen, zu denen auch Anne Wilkens-Lindemann (KOS), Heike Loers von der Agentur für Arbeit und Ganderkesees Gleichstellungsbeauftragte Lisa Guenter gehören, wollen die Wiedereinsteigerinnen vor allem ermuntern, „eine andere Brille aufzusetzen“, so Becker, und Neues zu wagen. Viele Frauen zum Beispiel hätten eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolviert, erklärt Loers, „aber da gibt es zu wenige Stellen, auch in Teilzeit, für zu viele Bewerberinnen“. In solchen Fällen sei eine Umschulung ratsam, sie werde sogar von der Arbeitsagentur gefördert. „Dafür muss man auch nicht arbeitslos sein.“

Chancen für Frauen, so die Expertin von der Arbeitsagentur, biete neben pflegerischen und medizinischen Berufen zum Beispiel die Logistikbranche. Und auch auch das Handwerk. „Daran denken Frauen aber weniger“, weiß Loers. „Die meisten konzentrieren sich auf das Friseurhandwerk oder arbeiten als Fachverkäuferinnen“, ergänzt Anne Wilkens-Lindemann und appelliert an die Geschlechtsgenossinnen: „Frauen, lotet Eure Chancen aus!“

Das tun immer noch zu wenige. Bei Abiturienten und Studienabgängern sind Frauen noch in der Überzahl, bei den Promotionen sinkt ihr Anteil schon auf 45 Prozent und bei den Professorenstellen sind sie nur noch mit 23 Prozent vertreten, rechnet Heike Loers vor. Nicht jede Frau muss gleich Professor werden. Aber wenn wenigstens der hohe Anteil von Frauen an Mini-Jobs (62 Prozent) und Teilzeitstellen (87 Prozent) abgesenkt werden könnte, wäre aus Sicht der KOS und der Arbeitsagentur schon viel erreicht. Denn die prekären Beschäftigungsverhältnisse führen Frauen zwangsläufig in die nächste Notsituation: die Altersarmut.

Hergen Schelling
Hergen Schelling Redaktion für den Landkreis Oldenburg (Leitung)