Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Kulikitaka-Challenge Kühe erschrecken ist auf TikTok gefährlicher Trend

Frederik Mersi

München - Die junge Frau stellt sich breitbeinig auf, streckt ihre Arme in die Höhe und rennt schließlich wild mit den Händen wedelnd auf eine Kuh zu, bis diese panisch davonläuft. Auf dem sozialen Netzwerk TikTok posten zahlreiche Nutzer solche Videos mit Rindern oder anderen Tieren derzeit als „Kulikitaka-Challenge“ – benannt nach dem Merengue-Titel „Kulikitaka“ des Sängers Tono Rosario, mit dem das Erschrecken der Tiere unterlegt wird. Landwirte in Deutschland warnen nun davor, diese Videos nachzuahmen.

Lebensgefährliche Aktion

„Diese Aktionen sind kein Spaß, sondern lebensgefährlich und tierschutzwidrig“, sagt der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Udo Hemmerling. Normalerweise friedliche Rinder würden sich gerade mit Kälbern aggressiv verteidigen: „Wenn eine rund 700 Kilogramm schwere Kuh oder ein noch schwererer Bulle so erschreckt und gereizt wird, hat ein Mensch keine Chance.“

Eigentlich sind gerade Rinder nach Auskunft des Bauernverbandes sehr neugierige Tiere und haben kaum Scheu, auf Menschen zuzugehen. Würden sie aber ohne Vorwarnung erschreckt, setzten sie entweder zur Verteidigung oder unkontrolliert zur Flucht an. Die Folge: Die Rinder können die Menschen und andere Tiere ebenso verletzen, wie sich selbst. „Hier werden unnötig Risiken für Mensch und Tier in Kauf genommen, nur um Klicks und Aufmerksamkeit zu erzielen“, sagt ein Verbandssprecher.

Lade ...

Einen Trend zum absichtlichen Kühe-Erschrecken sehen die Landwirte in Deutschland zwar noch nicht. Doch auch bei Spaziergängern, Radfahrern und Wanderern ist im Umgang mit den Tieren Rücksichtnahme gefragt. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Angriffen der Tiere auf Wanderer, zuletzt wurden im Juni auf einer Weide am Vilsalpsee in Tirol drei Menschen verletzt. 2014 wurde eine Frau im Stubaital in Österreich von einer Rinderherde totgetrampelt, die wohl ihre Kälber schützen wollte.

Doch auch eine panische Flucht der Tiere kann tödliche Folgen haben: Vergangene Woche stürzten nach Angaben der Behörden am Immenstädter Horn im Allgäu 18 Kühe einer Alpe bis zu 300 Meter in die Tiefe. Zwei Kühe überlebten den Sturz nicht, mehrere Tiere wurden verletzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nächtliche Besucher die Herde versehentlich aufgeschreckt haben.

NWZ-KOMMENTAR ZUM NEUEN TIKTOK-TREND Kühe erschrecken? Bitte nicht nachmachen!

Tonia Hysky
Oldenburg

„Wir haben keine Hinweise darauf, dass das absichtlich geschehen ist“, berichtete die Stadtverwaltung von Immenstadt, die selbst zehn Alpen verpachtet. Nach Polizeiangaben vom Donnerstag ist bislang kein Verursacher konkret ermittelt worden. Zudem gehen die Ermittler im Fall der abgestürzten Tiere von Fahrlässigkeit aus, sodass es vermutlich kein Strafverfahren geben wird, selbst wenn noch ein Verursacher gefunden würde. Ein Zusammenhang mit der TikTok-Challenge wird jedenfalls nicht gesehen.

Aufruf zur Vorsicht

Die dringende Bitte der Immenstädter Stadtverwaltung: Wanderer sollten am Berg sensibel mit den Tieren umgehen, auf nächtliche Aktivitäten außerhalb fester Forst- und Alpwege verzichten und keine stark strahlenden Leuchten verwenden oder gar Feuer entzünden.

Denn auch Landwirte und ihre Mitarbeiter, die im Umgang mit Kühen Erfahrung haben, sind vor Unfällen nicht gefeit: Im vergangenen Jahr registrierte die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau 5669 meldepflichtige Unfälle im direkten Kontakt zu Rindern, fünf Menschen starben. Umso mehr sollten TikTok-Nutzer darauf verzichten, die meist gutmütigen Tiere auf der Jagd nach Klicks zu erschrecken.

Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion
Die Krankenhaus Wittmund gGmbH hat den Dienstvertrag mit dem bisherigen Klinik-Chef aufgelöst.

NACH ENTLASSUNG DES WITTMUNDER KLINIKCHEFS Krankenhaus und Kai Schasse – Arbeitsverhältnis einvernehmlich gelöst

Detlef Kiesé
Wittmund
Kolumne
Erhielt die 25.000. Ausgabe der Ehrenamtskarte: Klaus Bertram, Leiter der Tafel in Garbsen (Region Hannover)

EHRENAMT IN NIEDERSACHSEN Diese Karte vergibt ein Ministerpräsident gern

Stefan Idel Büro Hannover
Soll erweitert werden: Die Feuerwehrschule Loy, in der Feuerwehrleute aus der ganzen Region ausgebildet werden.

FEUERWEHRSCHULE IN LOY Massive Verzögerung bei Erweiterungsplänen

Frank Jacob
Loy
Dortmunds Karim Adeyemi (Mitte l) in Aktion. Der BVB setzt sich ein zweites Mal gegen Paris Saint-Germain durch und steht damit im Finale der Champions League.

SIEG GEGEN PARIS SAINT-GERMAIN Dortmund steht im Finale der Champions League

Heinz Büse Jan Mies
Paris
Ein Wahlplakat des sächsischen SPD-Spitzenkandidaten zur Europawahl, Matthias Ecke hängt an der Schandauer Straße im Stadtteil Striesen an einem Laternenmast. Der sächsische SPD-Spitzenkandidat zur Europawahl, Matthias Ecke, ist beim Plakatieren im Dresdner Stadtteil Striesen angegriffen und schwer verletzt worden. Beim Befestigen von Wahlplakaten am späten Freitagabend schlugen vier Unbekannte auf den 41-Jährigen ein, wie Polizei und Partei am Samstag mitteilten.

SCHUTZ VON POLITIKERN Innenminister wollen schärfere Strafen prüfen

Dpa
Potsdam