Ellerhoop/Thiensen - Jährlich besuchen mehr als 100.000 Gartenfreunde und Erholungssuchende aus allen Teilen Europas das Arboretum, um sich fachlich inspirieren zu lassen oder einfach die Schönheiten des Parks zu genießen.

„Wir spielen in der gleichen Liga wie der Park der Gärten“, sagt Matina Buttjes, Geschäftsführer vom Förderkreis Arboretum Baumpark Ellerhoop-Thiensen. Die ehemalige Oldenburgerin muss es wissen, denn sie besucht ihre Heimat und das Ammerland immer noch gerne und regelmäßig. „In Deutschland gibt es relativ wenige Anlagen, die langfristig erhalten bleiben. Und noch etwas haben die beiden Landstriche gemeinsam: In Pinneberg gibt es das größte zusammenhängende Baumschulgebiet Norddeutschlands – die internationalen Kontakte der Baumschulkultur im Ammerland sind ebenfalls unbestritten,“ ergänzt Buttjes.

Vom Arboretum zum Naherholungsgebiet

Als Erich Frahm (Baumschule Timm & Co) und Gerd Krüssmann (Dendrologe) ab 1956 begannen, das Gelände zu gestalten, um Fachkollegen, Baumschülern und Landschaftsarchitekten einen „Baumpark“ zu präsentieren, ging es vornehmlich darum, verschiedene Gehölzsortimente zu sammeln und zu vergrößern. Allerdings ging das Unternehmen in den 60er Jahren in Konkurs. Als der Kreis Pinneberg das Gelände 1980 kaufte und auf 7,5 Hektar erweiterte, wurde es seit 1989 unter Leitung von Prof. Hans-Dieter Warda, ehemaliger Leiter vom Botanischen Garten Hamburg, als Naherholungsgebiet konzipiert, das auch für Schulen, die Bildung allgemein und der Ökologie zur Verfügung steht. Aus dieser Zeit stammt die Namensgebung Norddeutsche Gartenschau. 1996 ging die Trägerschaft vom Kreis Pinneberg auf den Förderkreis über.

25.000 Hornveilchen, eine halbe Million Narzissen und an die 10.000 Tulpen sorgen jetzt im Frühjahr für ein Farbenmeer. Eine Wechselbepflanzung sorgt für immer neue Perspektiven und Farbkompositionen in den Jahreszeiten. Hinzu kommen mehr als 200 Kübelpflanzen und ein Kamelienhaus; auch Nutz- und Tastgarten sind für Gartenfreunde, Naturliebhaber und Erholungssuchende eine Augenweide.

Baumwissen erlebbar gemacht

Wissensdurstige entdecken gerne den geologische Erlebnispfad oder auch die neue Baum-Erlebniswelt, die u.a. spannende Informationen zu den größten und ältesten Bäumen der Welt bietet. Prof. Warda hat hier 2013 den originalgetreuen Nachbau des General Sherman Tree, einem über 2000 Jahre alten Riesenmammutbaum im Sequoia National Park (Kalifornien), bis zu einer Höhe von 10 Meter naturgetreu abgebildet. Im Innern wurde der „General Sherman Junior“ gepflanzt, der nach Berechnungen in 2000 Jahren die Hülle sprengen müsste.

Weitere Attraktionen im Arboretum sind der 2008 eröffnete Bernsteingarten und die größte Strauch-Päonien-Sortiment Deutschlands. Die Sichtung, Züchtung und Selektion von Strauch-Pfingstrosen ist eines der Forschungsprojekte von Prof. Warda. Eingebunden in verschiedene Gehölzforschungsprojekte sind hier auch der Fachbereich Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Osnabrück und der Otto-Henneberg-Poppenbüttel-Stiftung. So wird anhand verschiedener Gehölze der Wasserwälder untersucht, wie sich z.B. Rot-Ahorne, Apfelbeeren, Knopfbusch, Scheinzypressen, Stechpalmen, Magnolien oder Sumpfzypressen an Umwelt und Standort anpassen.

Baumpark und Wiesenpark laden ein

Wer sich heute hier umschaut, erkennt allerdings eindeutig die Handschrift von Professor Dipl.-Ing. Hans-Dieter Warda, ehrenamtlicher, künstlerischer und wissenschaftlicher Leiter des Förderkreises, der 1998 die Trägerschaft vom Kreis Pinneberg übernommen hat. Hier fließt viel Herzblut in wissenschaftliche Forschung ein. Ob Artenschutz, Biodiversität, Bildungsanreize, Naturschutz oder Naherholung mit Gartenkultur und Gartenkunst, der 76-Jährige begleitet immer wieder eigene Projekte auf diesem Areal, das zweigeteilt ist. Der angelegte Baumpark und der neue Wiesenpark. Das Grundstück eines ehemaligen Bauernhofes wurde im letzten Jahr gepachtet und soll im Juni 2017 mit heimischen Wiesenblumen wie Mohn, Kornblumen, Schachbrettblumen etc. wiedereröffnet werden. „Ich habe immer wieder neue Wiese-onen“ seitdem ich mich mit diesem spannenden und vielfältigen Thema beschäftige“, freut sich Prof. Warda über seine neue „Spielwiese“.

Eine solche ist die Norddeutsche Gartenschau auch für seine Frau Swantje gewesen. Auch ihr hat er die Themengärten in Weiß, Rot und Blau gewidmet, insbesondere den Seelengarten. Seine Lieblingsfarbe ist bei einem Rundgang unschwer für die Besucher zu erkennen. Auch seiner Tochter Susanne hat der leidenschaftliche Wissenschafter und Planer eine besondere Pflanze ihren Namen gewidmet. „Sein zweites Kind ist das Arboretum“, weiß Matina Buttjes. Ob es die Pflanzen des Wasserwaldes, der Sunset-Boulevard, die Lotusblume, die er Anfang der 80er Jahre im künstlich angelegten Parksee angesiedelt hat und die jedes Jahr im August bis zu 10.000 Blüten treiben, oder der kulturgeschichtliche Baumpfad ist – Professor Warda lebt auf dem Areal seine Berufung und ist um immer wieder neue Projekte nicht verlegen. Besonderes Highlight ist der älteste Baum der Welt, dem er eine originalgetreue Nachbildung gewidmet hat. In dem zehn Meter hohen Modell eines Mammutbaums demonstriert er mit Schautafeln und einer Bepflanzung ein Stück Erdgeschichte.

Themenbeete bieten eine prachtvolle Fülle

Verschiedene Themenbeete wechseln mit weiten, grünen Blickachsen ab und erfreuen das Auge mit einer farbenfrohe Fülle. Besucher kommen von und bei Weitem nicht nur hierher, um – immer donnerstags um 16.20 Uhr – im NDR-Fernsehgarten einen Teil der Livesendung von „Mein Nachmittag“ zu erleben. Auf dem Weg am alten Bauerngarten vom historischen Münsterhof entlang, lohnt sich ein Rundgang den Schildern folgend durch den Roten Garten und dem blauen Weg entlang vorbei an Nutzgaren und Tastgarten ist es nicht mehr weit bis zum Fernsehgarten. Der Rundgang ist hier aber noch längst nicht vorbei. Vor den Besuchern erstreckt sich noch eine Vielfalt, die darauf wartet, entdeckt zu werden.

„Ein Besuch der weitläufigen Parkanlage lohnt sich zu jeder Jahreszeit“, betont Geschäftsführerin Matina Buttjes – „angefangen mit den Frühlingsblühern und Tausenden Dichternarzissen, prachtvollen Pfingstrosen und spektakulärer Lotusblüte im Sommer bis hin zur stimmungsvollen Herbstfärbung des Indian Summer am idyllischen Parksee“.

@ Mehr Infos unter www.norddeutsche-gartenschau.de oder www.arboretum-ellerhoop-thiensen.de