Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Côte D’azur Hoch oben gehen die Uhren anders

Elisabeth Neumann

Nizza - Die Franzosen nennen sie „Villages perchés“, was bedeutet, dass alle diese Orte besonders hoch liegen. Schon aus der Ferne sind sie sichtbar und man fragt sich, ob und wie man dorthin kommt. Endlich oben angekommen stellt man fest, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein.

Cabris ist so ein Ort. Rund um ein Schloss gebaut erstreckt er sich bis auf 762 Meter Höhe. An klaren Tagen kann man bis nach Korsika schauen. Die Einheimischen sind meist unter sich und leben ein traditionelles provenzalisches Dorfleben. Es gibt nur wenige Souvenirläden, dafür aber das, was gebraucht wird: Bäcker und Co. Für Größeres geht es nach Nizza oder Cannes, jedes Mal eine halbe Weltreise. Der Schriftsteller des Buches „Der kleine Prinz“, Antoine de Saint Exupéry, hat dort als Kind seine Ferien verbracht. Jedes Jahr richtet der Ort deshalb eine Gedächtnisfeier für ihn aus.

Nougat und Honig

Sainte-Agnès reicht hinauf bis auf 1238 Meter Höhe und bezeichnet sich als höchst gelegenes Küstendorf Europas. Der Dorfkern mit Kirche und Kapelle ist aus dem 11. Jahrhundert, Schloss und Garten sind ein Jahrhundert später entstanden. An der Grenze zu Italien gelegen, hat das Dorf eine wechselhafte Geschichte, weil es über Jahrhunderte von großem militärischen Interesse war.

40 Kilometer von Nizza entfernt liegt Gourdon. Auf 760 Metern thronend auf einem Felsvorsprung, diente der Ort ebenfalls der Verteidigung. Die Franzosen nennen ihn Adlernest und rechnen Gourdon zu den „plus beaux villages de France“, den schönsten Dörfern Frankreichs. Adler sieht man tatsächlich majestätisch ihre Runden drehen.

Lange lag Gourdon im Dornröschenschlaf. Heute ist es ein Magnet. Für die Touristen. Und die Gleitschirmflieger. Eric leitet die Flugschule Ascendance und hat es mit seinem Schirm schon bis kurz vor Grenoble, fast 170 Kilometer weit geschafft. Marcel kommt jedes Jahr und schwärmt „großartig, alles hier aus der Luft zu sehen und drüberweg zu gleiten“.

Unter ihm, in der Ortsmitte ist der Place Victoria. Benannt nach der berühmten englischen Queen Victoria, die 1891 hier Halt gemacht hat und wohl auch das Panorama bestaunt haben muss. Zehn Kilometer Luftlinie, aber in Sichtweite, glitzert das Mittelmeer.

Um den Platz herum duftet es nach Lebkuchen. Nougat wird in Gourdon hergestellt und Honig. Vorbei geht es an hübschen Hauseingängen, mit Blumentöpfen und Vintagedekoration. Hier und da ein kleines Restaurant mit regionaler Speisekarte.

Genau zwischen Nizza und Cannes liegt das 600 Jahre alte Burgdorf Tourrette-Sur-Loup. Es ist die Stadt der Veilchen und der Künstler. Viele Besucher nennen sie auch den „süßesten Fleck Frankreichs“. Das verdankt Tourrette der Confiserie Florian. 1949 gegründet, ist das Traditionsunternehmen berühmt für handgemachte, mit Zucker überzogene Blüten und Zitronen. Im angrenzenden Garten wächst alles, was verarbeitet wird: Zitrusfrüchte und alle möglichen aromatischen Pflanzen aus dem Mittelmeerraum.

Königin der Adlernester

Die Königin der Adlernester ist Èze. Nach der ägyptischen Göttin Isis benannt besteht der Ort aus zwei Teilen. Èze sur Mer liegt unten, Èze Village liegt oben, auf 430 Metern. Schon der Philosoph Friedrich Nietzsche hatte sich 1885 in die malerischen Gassen und das heilsame Klima verliebt, als er in Èze seine ramponierte Gesundheit kurieren wollte. Jeden Tag ging er zwischen den beiden Stadtteilen spazieren. Die Stadtväter widmeten ihm später den fünf Kilometer langen Nietzsche Pfad.

Eineinhalb Stunden braucht man vom unteren ins obere Èze. Und außerdem zwei Dinge: Wasser und gute Schuhe, denn so einfach der Weg beginnt, so steinig und steil geht es hinauf.

Steile Gassen

Oben angekommen, steht man unvermittelt vor dem Eingang des teuersten Hotels am Platz, dem „Chevre d’Or“. Einlass wird nur gewährt, wenn man ein Zimmer gebucht hat. Um die Ecke geht es durch einen engen Torbogen in ein Gewusel von Abzweigungen in mittelalterliche, teils steile Gassen. Man kommt sich vor wie in einer Filmkulisse à la Walt Disney. Der war übrigens tatsächlich dort und zeichnete Entwürfe für seine späteren Film-Märchenschlösser.

Am höchsten Punkt des Dorfes angekommen, ist es tatsächlich wie im Märchen. Das Panorama vom Jardin Exotique auf das Mittelmeer zählt zu den spektakulärsten der Welt. Fast übersieht man die Vielfalt der Kakteen, Agaven und Sukkulenten. Still richten die Skulpturen ihren Blick in die Ferne. Eine gewisse Andacht ergreift einen bei dieser Schönheit. Bis irgendwann der Lärm der Restaurants die Stille durchbricht. Es ist Mittagszeit, eine Hochzeitsgesellschaft hat sich diesen besonderen Ort für ihre Feier ausgesucht.

Die kleinen Restaurants haben auch die winzigste Nische genutzt. Man sitzt auf engstem Raum unter Weinreben direkt an der Hauswand und genießt den Luxus, überhaupt ein Plätzchen ergattert zu haben. Von hier hat man einen guten Blick auf das Treiben in den Gassen. Ein Kreuzfahrtschiff muss angekommen sein.

Eine große Gruppe Asiaten schwärmt Selfiestick wedelnd vorbei. Klickklick ein Foto hier, ein Foto dort. In einer halben Stunde sind alle durchgeschleust, steigen in den Bus, der sie zum Schiff bringt und die nächste Gruppe kommt.

Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion
Jetzt dauert es nicht mehr lange: Die Deichbrücke wird nach drei Jahren Sanierungszeit und mehreren Verzögerungen an die Jadeallee zurückkehren. Montag wird der Schwimmkran erwartet.

RÜCKKEHR NACH DREI JAHREN SANIERUNG Wilhelmshavener Deichbrücke an Himmelfahrt wieder an ihrem Platz

Stephan Giesers
Wilhelmshaven
Hatten im Hinspiel keinen leichten Stand: die Oldenburg DeWayne Russell (links) und Ebuka Izundu gegen den Tübinger Kriss Helmanis. Die Baskets unterlagen mit 84:93.

OLDENBURG EMPFÄNGT TIGERS TÜBINGEN Gegner der Baskets darf auf keinen Fall verlieren – Weitere Ausfälle möglich

Niklas Benter Mathias Freese
Oldenburg
Wills Woche
Is’ was?

ISLAM IN DEUTSCHLAND Keine Religion steht über der Kritik

Alexander Will
Jüdische Studierende an der Uni Oldenburg blicken mit Sorge auf die Vorfälle der vergangenen Wochen. Unsere Redaktion hat mit zwei Studentinnen darüber gesprochen, wie sie ihren Alltag erleben. (Symbolbild)

ANTISEMITISCHE VORFÄLLE IN OLDENBURG Zwischen Paranoia und Mut – So erleben jüdische Studierende die Stimmung auf dem Campus

Josepha Zastrow
Oldenburg
Berliner Notizen
Keine Parade für Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)

KURIOSES UND UNGEWÖHNLICHES IM POLITIKBETRIEB Eine Trompete, ein Jogger und (k)eine Militärparade

Hagen Strauß Büro Berlin