Köln/Düsseldorf - In den närrischen Hochburgen hat am Donnerstag um 11.11 Uhr unter blauem Himmel der Straßenkarneval begonnen. In vielen Städten stürmten die Frauen an Weiberfastnacht die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht. So nahmen in Düsseldorf die alten „Möhnen“ traditionell den Bürgermeister gefangen. In Bonn griffen die Waschweiber an. In Köln forderte das Dreigestirn die Stadtschlüssel ein. In Mainz versammelten sich die Narren am Fastnachtsbrunnen.

In mehreren Städten appellierte die Polizei an die Narren, auf Verkleidungen als Terrorist und auf Waffenattrappen zu verzichten. In Köln ging zudem die Diskussion darüber weiter, ob der Karneval zu einem reinen Massenbesäufnis zu verkommen droht. Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, sagte, er habe sich über diesen Vorwurf „extrem geärgert“. Karneval stehe auch für soziales Engagement, für Integration, für kleine Feiern in Pfarreien und Schulen, für strahlende Kinderaugen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte zuvor in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa gesagt: „Der Karneval ist in den letzten Jahren – oder eher Jahrzehnten – zu etwas geworden, das eher einem allgemeinen Besäufnis entspricht, als dem, was unsere Karnevalskultur ausmacht.“ Der Schriftsteller Navid Kermani sagte der dpa: „Wenn nur noch eine Verballermannisierung stattfindet, wenn die Spaßgesellschaft sozusagen durchdreht und es nur noch darum geht, zu grölen und sich möglichst schnell zu besaufen, laufe ich weg.“

Auch die #MeToo-Kampagne gegen Sexismus und Belästigung lieferte Gesprächsstoff. „Fiese Typen gibt es leider überall, ja, aber ich werde mir das Feiern auf keinen Fall vermiesen lassen“, sagte dazu „Nonne“ Petra in Köln. Katrin im Obelix-Outfit sagte: „Ein bisschen Kuscheln ist okay, aber Nein heißt Nein, auch im Karneval.“