Oldenburger Land - Mieten, kaufen, wohnen? Die Lebensformen im Nordwesten sind mindestens genauso unterschiedlich, wie es die Menschen sind. Wir haben uns mit zwei Wohnungsexperten unterhalten, welcher Typ Mensch wie wohnt und welche Trends es im Oldenburger Land gibt.
Welche Menschen interessieren sich fürs Mieten?
„Unabhängigkeit spielt eine große Rolle. Gemietet wird vor allem von Menschen, die ungebunden und flexibel sein wollen“, sagt Jan Meyer-Sach, Geschäftsführer von Engel & Völkers Oldenburg und Bad Zwischenahn. Das trifft beispielsweise auf Menschen in der Ausbildung oder am Anfang ihrer beruflichen Karriere zu. Außerdem interessant sind Mietobjekte für ältere Menschen, die ihr Eigenheim verkauft haben. „Auch Menschen, die sich in Wohngemeinschaften unterstützen und die Kosten teilen wollen, mieten lieber“, so Meyer-Sach.
Natürlich spielt das Finanzielle eine Rolle. Denn die Mieten seien nicht im selben Maße gestiegen, wie die Preise für Immobilien, sagt Arne Smolla vom Immobilienberatungshaus Robert C. Spies aus Oldenburg. „Mieter möchten sich nicht mit Eigentum belasten. Für das Geld der Miete bekomme ich mehr Wohnen als beim Eigentum.“ Und manchen Menschen fehlen schlicht die Mittel, so der Immobilienberater von Robert C. Spies. „Manche Menschen wollen sich vielleicht auch nicht festlegen, sie wollen Flexibilität. Nicht jeder hat den Mut, sich Wohneigentum zu kaufen“, so Smolla.
Was spricht für eine Bestandsimmobilie?
Die schnelle Verfügbarkeit spielt laut Smolla eine große Rolle bei der Entscheidung für eine Bestandsimmobilie. „Ein Neubau mit Tiefgarage kann zwischen 18 bis 24 Monate dauern“, weiß der Experte aus Oldenburg. Man könne das Objekt „riechen, anfassen“, so Smolla zu den Vorzügen. Außerdem gebe es Bestandsimmobilien mit einem besonderen Charme, der für die Käufer den Ausschlag gibt.
Und bei einigen Kaufentscheidungen spielt auch die besondere Lage einer Immobilie eine Rolle, hat Meyer-Sach von Engel & Völkers beobachtet. Und es gebe schlicht auch Paare oder Familien, die aufgrund des Aufwands gar nicht bauen möchten, sagt Meyer-Sach.
Welche Vorteile bietet ein Neubau?
„Wenn etwas neu entsteht, kann ich Einfluss nehmen“, bringt es Arne Smolla von Robert C. Spies auf den Punkt. Außerdem seien Neubauten energetisch auf dem neusten Stand. Und es komme vor, dass potenzielle Käufer auf dem Markt nicht das finden, was sie suchen.
Haus, Doppelhaus oder lieber eine Wohnung?
Freiheit spielt dabei eine große Rolle, sagt Arne Smolla. Denn wer ein frei stehendes Haus hat, muss sich nicht mit anderen Mietern „rumschlagen“. Und wer einen Garten und viel Platz haben will, zieht häufiger in ein Haus. Denn große Wohnungen sind häufig Penthouse-Wohnungen im Dachgeschoss.
Ist Wohneigentum nur etwas für Spießer?
„Betongold hat enorm an Bedeutung gewonnen“, beobachtet Jan Meyer-Sach. Das liege vor allem an den niedrigen Zinsen für Kredite. Denn wer jetzt etwas kauft, muss im Alter keine Miete mehr zahlen oder hat ein Renditeobjekt für die Rente. Und Wohneigentum steige aktuell im Wert. So lohnt sich Wohneigentum auch als Geldanlage, denn Aktien schwanken stark im Wert. „Statt dem Eigentümer das Geld zu überweisen, wird die Tilgung eher als Sparmaßnahme begriffen. So überlegen sich auch schon junge Menschen, etwas zu kaufen“, sagt der Immobilienexperte. Und so lohnt sich das Kaufen – egal ob für einen selber oder als Rendite – laut Meyer-Sach eigentlich für jeden.
Welche Trends gibt es am Immobilienmarkt?
Herzstück vieler Häuser ist inzwischen die Küche“, hat Arne Smolla beobachtet. Denn: „Kochen macht Spaß, ist Lifestyle und wird zelebriert. Die Küche hat eine große Bedeutung.“ Generell werde laut des Experten von Robert C. Spies offener gebaut – auch schon in kleinen Wohnungen.
„Die Wertigkeit des Umlandes ist deutlich gestiegen“, sagt Geschäftsführer Jan Meyer-Sach. Dabei spiele auch der steigende Umweltgedanke eine Rolle, auf dem Land ist man schneller im Grünen und die Naturverbundenheit nehme zu. Von einem „zarten“ Trend spricht Meyer-Sachs hingegen in Bezug auf Tiny Häuser. Diese würden durch die Mobilität, geniale Architektur bei wenig Platz und den überschaubaren Preis für Eigentum überzeugen. Denn ein Trend ist ungebrochen: Wohneigentum wird immer teurer, weil auch die Baukosten steigen, erklären beide Immobilienexperten.
Welchen Einfluss hat Corona auf das Wohnen?
„Wohnen hat an Wichtigkeit zugenommen“, so Meyer-Sach von Engel & Völkers. Gerade in der Krise mit viel Unsicherheit und Instabilität seien die eigenen vier Wände ein Rückzugsort, an dem es möglichst schön sein soll. „Das Wohnen ist ein wesentlicher Teil unseres Lebens“, erläutert Arne Smolla. „Hier laden wir die Akkus auf und gründen Familien“, sagt der Immobilienexperte von Robert C. Spies.