Navigation überspringen
nordwest-zeitung
Abo-Angebote ePaper Newsletter App Prospekte Jobs Immo Trauer Shop

Mit Dem Longboard Unterwegs Auf vier Rollen nach Portugal

Claus Hock

Garrel/Region/Hamburg - Wer sich in sein Auto schwingt und einfach los fährt, der braucht von Hamburg bis nach Portugal 25 Stunden. Ohne Autobahn sind es rund 38 Stunden und 2612 Kilometer. Doch wie lange braucht eine junge Frau, die auf einem Longboard, also einem längeren Skateboard, unterwegs ist? Das wird Vanessa „Nessy“ Simeth (24) in den kommenden Wochen oder Monaten feststellen. Vor ein paar Tagen hat sie sich von Hamburg aus auf den Weg gemacht – und unter anderem in Garrel (Landkreis Cloppenburg) Halt gemacht.

„Ich bin keine professionelle Longboardfahrerin“, erzählt Nessy beim Treffen vor einem Garreler Bäcker. „Aber seit drei Jahren fahre ich eigentlich fast überall mit dem Longboard hin. Weil ich meistens keine Lust habe zu laufen.“ Nessy muss lachen, das macht sie gerne und oft. Wenn sie von ihrem Trip erzählt, strahlt sie. „Mir ist schon in den letzten Tagen so viel Tolles passiert, ich bin voll gespannt auf den Rest der Reise.“

Wahlheimat Norddeutschland

Doch wie ist es eigentlich zu diesem Abenteuer gekommen? Für die Erklärung muss Nessy etwas weiter ausholen. „Ich war schon in der Studienzeit mit einem Freund auf dem Longboard von Frankreich nach Spanien unterwegs“, erinnert sie sich. Schon während dieser Reise hatte sie jemand angesprochen, ob sie denn pilgern würde und wie toll es sei, den Pilgerweg mit dem Longboard zurückzulegen. „Da hab ich mir gedacht: Es wäre mal cool, das wirklich zu machen.“ Als Pilgerin sieht sie sich aber nicht, dafür als Abenteurerin.

Eine Abenteurerin, die in Norddeutschland eine Heimat gefunden hat. „Eigentlich komme ich aus Süddeutschland“, erklärt sie. Aber sie sei schon immer viel umgezogen, viele Jahre hat sie in Karlsruhe gelebt. „Hamburg und Norddeutschland sind mir aber ganz besonders ans Herz gewachsen“, so Nessy. „Vor allem, weil hier alle Moin sagen. Das finde ich toll!“

Abenteuer auf vier Rollen

Doch komplett sesshaft werden, das ist für sie noch nichts. Vor zweieinhalb Jahren hat Nessy den ersten Teil ihres Studiums zur Mediendesignerin in Hamburg mit dem Bachelor beendet. „Danach war ich zwei Jahre lang mit einem Bulli, einem T4 unterwegs“, erzählt sie. Wenn sie nicht schon vorher ins Reisen verliebt war, dann kam die Liebe zum Abenteuer, zu Roadtrips, zum Nicht-Sesshaften während dieser Zeit. „Mir fehlte aber irgendwann der Rucksack, die langen Longboard-Fahrten“, sagt sie. Also verkaufte sie ihren T4, um in ein neues Abenteuer zu starten – auf vier Rollen statt auf vier Rädern. Auf ein Auto will sie auf dieser Reise eigentlich komplett verzichten. Auch als Anhalterin will sie nicht fahren. „Obwohl ich das liebe, man lernt so viele tolle Menschen beim Trampen kennen.“

Lade ...

Die Zeit jetzt im Sommer sei für das Abenteuer Hamburg-Portugal genau richtig, sie habe die Muße und Motivation jeden Tag ins mehr oder weniger Ungewisse zu starten. „Ich hatte auch Lust, mir eine größere Aufgabe zu stellen.“ Viel braucht die 24-Jährige nicht. „Ich bin es gewohnt, mit wenig auszukommen“, sagt sie. Die Wegwerf- und Konsumgesellschaft liegt ihr nicht. „Was ich benutze, ist eigentlich alles Second Hand, auch das Longboard“, erzählt Nessy. Das bisschen, was sie an Geld tatsächlich braucht, sammelt sie vor allem im Winter. „Da arbeite ich, mache ganz verschiedene Sachen.“ Der Verkauf ihres geliebten Bullis sorge in diesem Sommer für ein weiteres Polster. „Aber viel Geld brauche ich nicht.“

Von Garrel nach Amsterdam

Von Garrel aus reist Nessy zunächst nach Amsterdam, um dann über Belgien weiter Richtung Portugal zu rollen. Wie lange der Trip dauern wird, wo sie wann landet, das plant sie fast gar nicht. „Meistens reise ich von Mensch zu Mensch“, sagt sie und meint damit: Sie besucht auf der Tour Freunde, die sie entweder schon länger kennt oder auf einer ihrer anderen Reisen kennengelernt hat. Wie lange sie dabei wo bleibt, lässt Nessy offen. „Wenn mir jemand von tollen Orten oder Festivals erzählt und ich Lust habe, dann mache ich auch Umwege“, sagt sie.

Nessy Simeth (Bild: Claus Hock)

Nessy Simeth (Bild: Claus Hock)

Zwischen den Übernachtungen bei Freunden schlägt die Longboarderin ihr Lager unter freiem Himmel auf. Das Zelt sowie die Schutzausrüstung für die Longboard-Fahrten sind die sperrigsten Dinge, die sie auf ihrer Reise mitgenommen hat. „Ansonsten habe ich nur das Nötigste mit.“ Und ein bisschen was für die Seele: ein Skizzenbuch und E-Books. „Ich bin auf dieser Reise viel allein, da braucht man zwischendurch was für die Psyche“, sagt sie.

Viel Liebe und Unterstützung

Der Umstand, dass sie viel alleine unterwegs ist, sorgt auch bei Nessys Familie mitunter für Sorgenfalten. Verstehen könne sie das zwar, sagt aber auch: „Meine ganze Familie ist immer viel gereist, das haben sie mir wohl vererbt. Da können sie jetzt auch nicht sauer sein.“ Und: „Ich bekomme aber eigentlich immer ganz viel Liebe und Unterstützung von Familie und Freunden. Das ist toll.“

Und wenn Nessy in Portugal angekommen ist, was passiert dann? „Mein Ziel ist es, dort dann auch erstmal zu wohnen“, sagt die 24-Jährige, bevor sie sich wieder auf das Longboard schwingt. Erstmal Richtung Lidl und dann in Richtung Amsterdam.

Ein Tagebuch der Reise führt Nessy auf www.rawroad.org

Themen
Artikelempfehlungen der Redaktion
Spielbericht
Geht vorbei: Oldenburgs Len Schoormann (links) gegen den Tübinger Erol Ersek

DURCH SIEG ÜBER DIE TIGERS TÜBINGEN Baskets Oldenburg buchen Play-In-Plätze – Aber zwei neue Ausfälle

Niklas Benter
Oldenburg
Spielbericht
Sah einen Erfolg in Hamburg: Oldenburgs Trainer Fuat Kilic

DERBY-NIEDERLAGE GEGEN JEDDELOH ABGEHAKT VfB Oldenburg zeigt beim Eimsbütteler TV passende Reaktion

Niklas Benter
Eimsbüttel
Jetzt dauert es nicht mehr lange: Die Deichbrücke wird nach drei Jahren Sanierungszeit und mehreren Verzögerungen an die Jadeallee zurückkehren. Montag wird der Schwimmkran erwartet.

RÜCKKEHR NACH DREI JAHREN SANIERUNG Wilhelmshavener Deichbrücke an Himmelfahrt wieder an ihrem Platz

Stephan Giesers
Wilhelmshaven
Hatten im Hinspiel keinen leichten Stand: die Oldenburg DeWayne Russell (links) und Ebuka Izundu gegen den Tübinger Kriss Helmanis. Die Baskets unterlagen mit 84:93.

OLDENBURG EMPFÄNGT TIGERS TÜBINGEN Gegner der Baskets darf auf keinen Fall verlieren – Weitere Ausfälle möglich

Niklas Benter Mathias Freese
Oldenburg
Wills Woche
Is’ was?

ISLAM IN DEUTSCHLAND Keine Religion steht über der Kritik

Alexander Will